Finn Heiserholz (l.) spielte gegen Mönchengladbach auf der Sechserposition vor der neuformierten Viererkette. Allerdings ließ der Neuzugang vom FC Schalke 04 die guten Ideen nach vorne vermissen. Fotos: Raestrup
Finn Heiserholz (l.) spielte gegen Mönchengladbach auf der Sechserposition vor der neuformierten Viererkette. Allerdings ließ der Neuzugang vom FC Schalke 04 die guten Ideen nach vorne vermissen. Fotos: Raestrup

Fohlen überrennen SV Lippstadt im Galopp

Zweite dicke Klatsche für den SV Lippstadt innerhalb einer Woche. Beim Bundesliga-Nachwuchs aus Mönchengladbach verlor das Bechtold-Team am Samstagnachmittag mit 0:4. Ein zu harmloser Angriff und eklatante Deckungsfehler bei Standardsituationen begünstigten die dritte Niederlage im fünften Saisonspiel.

Regionalliga West

Borussia Mönchengladbach U23 - SV Lippstadt 4:0 (2:0)

Lippstadt – Felix Bechtold war nach dem Schlusspfiff richtig geknickt, ja sogar sauer: „Wir haben feste Zuteilungen bei den Standards und treten dann viel zu blauäugig auf“, motzte der Coach, der einen völlig verdienten Sieg der Gastgeber im weiten Rund des Grenzlandstadions sah.

Dabei hatte Bechtold vor der Partie taktisch umgestellt, um nach dem 0:5 gegen Verl eine weitere Klatsche zu verhindern. Mit Brosch, Hoffmeier, Kröner und Steringer versuchte er es diesmal mit einer Viererkette. Das fruchtete zunächst auch, die SVer holten sich Sicherheit in langen Ballstafetten. Doch nach vorne, wo der wieder in die Startelf gerückte Paolo Maiella erst auf der rechten, dann auf der linken Abwehrseite ackerte, ging wenig.

Was fehlte, war der kreative Motor im Mittelfeld. Weder Liehr noch Heiserholt hatten zündende Ideen. Gerrit Kaiser, sonst auch ein Kandidat für diese Aufgabe, stand gar nicht im Kader, wurde aufgrund einer Schambeinverletzung geschont.

Zwar näherten sich Arenz (17.) und Köhler per Freistoß (19.) dem Gladbacher Tor an, Gefahr wollte aber nicht aufkommen.

Auf der anderen Seite dann das 1:0 für die Fohlen. Ein Freistoß aus halbrechter Position war gefühlte Ewigkeiten in der Luft, bevor er auf dem Kopf von Borussia-Kapitän Pazurek landete, der entgegen Balkenhoffs Laufrichtung zur Führung einköpfte (32.).

Eine Antwort des SV? Fehlanzeige. Stattdessen immer wieder die Elf von Ex-Bundesligaprofi Arie van Lent. Erst klärte Balkenhoff per Fuß gegen den alleine aufs Tor zu rennenden Steinkötter (40.), dann klatschte Herzogs Schuss aus 19 Metern an den rechten SV-Pfosten (41.).

Bei den Schwarz-Roten versuchte es Nils Köhler nochmal mit einem Volleyschuss aus 19 Metern und zentraler Position, zielte aber nicht genau genug (42.).

Anders der Gladbacher Benger, der nach einer Ecke den Ball auf Höhe des Strafraums in aller Ruhe annehmen durfte und kurz vor dem Pausenpfiff flach ins untere linke Eck vollstreckte (45.).

Puh, harter Tobak für das ohnehin angeschlagene Selbstvertrauen der Mannschaft von Trainer Bechtold, der nochmal umstellte. Altun kam für den blassen Schindler im Sturm und übernahm Broschs Position auf der linken Außenbahn. Letzterer sollte nun im Angriff für Gefahr sorgen. Doch das gelang dem Kapitän nur mäßig. Es häuften sich kleine Frustfouls der Lippstädter, denen die Anspannung nun deutlich anzumerken war.

Auch die Hereinnahme des Saison-Debütanten Valentin Henneke für den fleißigen, aber glücklosen Maiella (61.), brachte nicht den erwünschten Offensivturbo, zumal die Hausherren bei jedem Lippstädter Ballverlust blitzschnell umschalteten und vor allem durch Makridis brandgefährlich blieben.

Als plötzlich Jan-Lukas Liehr einen platzierten Schuss auf das Borussia-Gehäuse abfeuerte, den Keeper Olschowsky nur mit aller Mühe zur Ecke klären konnte, erwachten plötzlich die Lebensgeister des SV Lippstadt. „Das waren wir dran“, analysierte Bechtold später, „aber dann bekommst du halt so einen Freistoß in den Winkel. Was willst du da machen?“

Gemeint ist Pazureks Traumtreffer aus 22 Metern, bei dem der Borussen-Kapitän den Ball feinfühlig über die SV-Mauer zirkelte und das Spiel vorzeitig entschied (74.).

Dass den Gastgebern – wieder nach einem Standard – auch noch das 4:0 gelang, passte zum gebrauchten Tag der Lippstädter. Hanraths hatte das Leder nach einem Lattenkopfball über die Linie gedrückt (85.).

Nun dürften auf die Schwarz-Roten ungemütliche Wochen zukommen. Zwar hat Trainer Bechtold mit dem wiederholten Fehlverhalten bei den Standardsituationen schon ein dickes Problem ausgemacht, doch bleibt das nicht das einzige. Momentan strahlt der SV Lippstadt keinerlei Gefahr im Angriff aus.

Bisher hatte der Trainer nach jedem Spiel – auch bei den Niederlagen – beteuert, stolz auf sein Team zu sein. Diese Aussage blieb am Samstagnachmittag aus. Allein das lässt tief blicken.