So sieht wahre Fußballliebe aus: Nils Köhler (r.) freut sich mit Marcel Hoffmeier über dessen vorentscheidenden Treffer zum 3:1. Für das Lippstädter Eigengewächs war es Saisontor Nummer zwei.  Fotos: Raestrup
So sieht wahre Fußballliebe aus: Nils Köhler (r.) freut sich mit Marcel Hoffmeier über dessen vorentscheidenden Treffer zum 3:1. Für das Lippstädter Eigengewächs war es Saisontor Nummer zwei. Fotos: Raestrup

SV Lippstadt 08 gewinnt 3:1 gegen die SG Wattenscheid 09

Der SV Lippstadt meldet sich zurück im Spitzenquartett der Regionalliga West. Dank des 3:1-Heimerfolgs gegen die SG Wattenscheid 09 rückte die Berlinski-Elf auf den vierten Tabellenplatz vor. Dabei zeigten die Schwarz-Roten vor 880 Zuschauern besonders in der ersten Hälfte eine ihrer schwächsten Saisonleistungen. Und das war nicht der einzige Punkt, der Trainer Daniel Berlinski Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Im kampfbetonten Duell gegen den Ex-Bundesligisten sahen gleich vier (!) seiner Leistungsträger die fünfte Gelbe Karte und werden somit am Freitagabend bei Rot-Weiß Oberhausen fehlen.

Regionalliga West

SV Lippstadt - SG Wattenscheid 09 3:1 (2:1)

Man mag sich fragen, was in einem Trainer vorgeht, wenn der eigene Kapitän seine fünfte Gelbe Karte wegen Zeitspiels kassiert. Lübbers trödelte bei einem Freistoß, wollte offensichtlich an der Uhr drehen. Das Spielchen machte Schiri Delfs nicht mit und zückte den gelben Karton. Blöd gelaufen. Neben Fabian Lübbers werden in Oberhausen auch die Köhler-Brüder und Yannik Langesberg fehlen – also gleich drei Spieler aus der etatmäßigen Viererkette.

Das wird knifflig für Daniel Berlinski, dessen Defensivabteilung gestern ohnehin nicht den besten Tag erwischte. Dabei gelang den Hausherren ein Start nach Maß. Viele der Zuschauer saßen noch gar nicht auf ihren Plätzen, da donnerte bereits der erste Torjubeldurchs Stadion. Marcel Hoffmeier hatte clever auf Kaiser zurückgelegt, der sich an der Strafraumkante behauptete und zum 1:0 einschob (2.).

Das hätte den Schwarz-Roten Sicherheit verleihen können, doch das tat es nicht. Lübbers und Co. zogen sich jetzt mehr und mehr zurück, die technisch starke Mannschaft von Farat Toku machte das Spiel. Doch hier kam den SVern die Wattenscheider Abschlussschwäche zugute, die sie in der Liebelt-Arena „eindrucksvoll“ unter Beweis stellten. Drei dicke Chancen der SG blieben ungenutzt, doch dann unterlief SV-Keeper Balkenhoff ein für ihn seltener, dafür folgenschwerer Fehler. van Santens Gewaltschuss aus 25 Metern ließ der Torhüter völlig unbedrängt ins Tor klatschen: 1:1 (23.).

Im Anschluss drängten die Gäste sofort auf die Führung, doch sie hatten die Rechnung ohne Janik Brosch gemacht, der nach seiner Verletzungspause überraschenderweise gleich in der Startelf stand und ein gutes Spiel machte. Der 26-jährige Stürmer zog aus 16 Metern ab und sein leicht abgefälschter Schuss schlug zur erneuten Führung für die Hausherren ein (33.).

Danach bekamen die SVer mehr Ruhe ins Spiel. Berlinski stellte seine Elf nach dem Seitenwechsel so defensiv wie selten auf. Zudem brachte er mit Maiella und Holz zwei wieselflinke Konterspieler. Das Konzept war klar – und es funktionierte. Den Wattenscheidern fiel nicht mehr viel ein, sie dezimierten sich durch van Santens Gelb-Rote Karte wegen wiederholten Foulspiels (85.) sogar noch selbst. Der SV hingegen leitete nach jedem Ballgewinn schnelle Gegenstöße ein. Einen davon nutzte Marcel Hoffmeier nach schönem Zuspiel in die Gasse von Maiella eiskalt zum 3:1-Siegtreffer.

Stimmen zum Spiel:

Daniel Berlinski (SV Lippstadt):

„Ich denke, dass wir heute sehr effektiv waren. In der letzten Woche haben wir ein überragendes Spiel beim Tabellenführer Viktoria Köln gemacht und haben verloren, heute war das meiner Meinung nach unsere schlechteste Saisonleistung bisher. Wir gehen in der zweiten Minute mit 1:0 in Führung, das hätte uns Sicherheit geben können. Aber das hat es nicht. Die Ballzirkulation war nicht so gut wie sonst und zwischen der 15. und 40. Minute hatten wir kaum Zugriff auf den Gegner und waren immer einen Schritt zu spät. In der zweiten Hälfte habe ich dann keine Hundertprozentige für Wattenscheid mehr gesehen. Da standen wir tiefer als wir das gewohnt sind und haben das ganz gut gemacht. Die SG hatte heute einen guten Tag. Es war nicht leicht, zu gewinnen. Aber wir kommen so langsam aus der Anfangseuphorie heraus und in eine leichte Konstanz. Die müssen wir jetzt in den nächsten Spielen bestätigen.“

Fabian Lübbers (SV-Kapitän): „Wir sind heute nicht so gut ins Spiel gekommen wie zuletzt. Es war heute nicht ganz so einfach gegen starke Wattenscheider. Aber wir haben an unserer Effektivität gearbeitet – und in der zweiten Halbzeit brutal leidenschaftlich verteidigt. Wir wollten unbedingt den Sieg und haben ihn uns am Ende geholt.“ 

Farat Toku (SG Wattenscheid): „Ja, ich denke, ich muss hier etwas sagen. Viel besser als wir in der ersten Halbzeit kann man nicht spielen. Aber unser Hauptproblem bleibt, dass wir die Chancen nicht verwerten. Ich glaube, wir hatten in der ersten Hälfte Möglichkeiten für zwei Spiele. Lippstadt konnte froh sein, dass sie mit einer Führung in die Pause gehen. Danach haben sie tiefer gestanden und das gut gemacht. Am Ende haben wir alles versucht und uns letztendlich auskontern lassen. Mich ärgert es nur, dass wir in der ersten Halbzeit nicht schon den Sack zugemacht haben. Aber Glückwunsch an den SV.“

Auf einen Blick

SV Lippstadt - SG Wattenscheid 09 3:1 (2:1) 

SV Lippstadt: Balkenhoff - Schubert, Langesberg, Lübbers, N. Köhler, K. Hoffmeier (46. Holz), Hofmann, N. Köhler, M. Hoffmeier, Kaiser (68. Maiella), Brosch (81. Kaptan) 

SG Wattenscheid: Scharbaum - Tunga Malanda (63. Canbulut), Diallo, van Santen, Abdat, Obst, Buckmaier (81. Lobinger), Korczowski, Corboz (73. Tietz), Yesilova, Schneider 

Tore: 1:0 Kaiser (2.), 1:1 van Santen (23.), 2:1 Brosch (33.), 3:1 M. Hoffmeier (81.) 

Gelb-Rote Karte: van Santen (85./wiederholtes Foulspiel) 

Gelbe Karten: Lübbers, Langesberg, N. Köhler, S. Köhler – Corbos, Korczowski 

Schiedsrichter: Robin Delfs (Bottrop) 

Zuschauer: 880

 

Quelle: DER PATRIOT, 28.10.2018