Purer Jubel in Schwarz und Rot: Paolo Maiella (l.) der zur Halbzeit kam und die linke Lippstädter Angriffsseite belebte, jubelt mit den Fans, dem Last-Minute-Torschützen Nils Köhler, Gerrit Kaiser und Kapitän Fabian Lübbers (v.l.). „Ein geiles Gefühl. Mein erstes Regionalliga-Tor“, freute sich Köhler nach der Partie.    Fotos: Raestrup
Purer Jubel in Schwarz und Rot: Paolo Maiella (l.) der zur Halbzeit kam und die linke Lippstädter Angriffsseite belebte, jubelt mit den Fans, dem Last-Minute-Torschützen Nils Köhler, Gerrit Kaiser und Kapitän Fabian Lübbers (v.l.). „Ein geiles Gefühl. Mein erstes Regionalliga-Tor“, freute sich Köhler nach der Partie.    Fotos: Raestrup

Kongeniale Köhler-Brüder bringen Arena zum Beben

Diese Mannschaft kann es irgendwie nicht unspektakulär: Mit 3:3 hat sich der SV Lippstadt am Samstagnachmittag vom U23-Team von Borussia Mönchengladbach getrennt. Der Ausgleich für die Lippstädter fiel dabei in der allerletzten Sekunde – nach einer kongenialen Aktion der Köhler-Brüder.

Regionalliga West

SV Lippstadt – Borussia Mönchengladbach U23 3:3 (1:2)

Es ist die allerletzte Aktion des Spiels: Der SV liegt 2:3 zurück und bekommt noch einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld zugesprochen. Im Sechzehner warten alle gebannt auf die hohe Hereingabe. Doch Sven Köhler flankt nicht. Er passt den Ball quer zu seinem Bruder Nils in der Mitte. Der nimmt die Kugel an, umkurvt einen Gladbacher und zieht aus 23 Metern ab. Mit Foffo schlägt das Leder neben dem linken Pfosten ein. 3:3. Der Schiri pfeift sofort ab. Da liegt der Traumtorschütze schon unter eine Lippstädter Jubeltraube begraben.

„Wir haben einfach eine andere Verständigung. Bei uns reicht ein Blick“, meinte Sven Köhler nach der Partie vielsagend. Dabei war sein Bruder richtig überrascht, als er den Ball bekam: „Aber ich hatte viel Platz und habe mir einfach gedacht: Warum nicht?“ Der Mut wurde belohnt – nicht nur mit dem Punkt für den SV, sondern auch mit Köhlers erstem Regionalliga-Tor.

Vor diesen dramatischen Schlusssekunden hatten die knapp 1000 Zuschauer in der Liebelt-Arena ein Spiel mit zwei Gesichtern gesehen. Die Gäste aus Gladbach lieferten in den ersten 45 Minuten einen bärenstarken Auftritt ab, waren bis dato der stärkste Gegner, den die Lippstädter in dieser Saison bisher empfangen haben.

Zwar erzielte Marcel Hoffmeier – ebenfalls mit seinem ersten Regionalliga-Tor – per Fernschuss zunächst die schmeichelhafte Führung für die Schwarz-Roten (12.), doch übernahmen dann vollends die Rheinländer das Kommando. Innerhalb von fünf Minuten drehten sie die Partie durch Tore von Kraus (18.) und Müsel (23.). Bei beiden Treffer verteidigte die Berlinski-Elf richtig schwach. Überhaupt legte der SV in der ersten Halbzeit seinen bisher schwächsten Regionalliga-Auftritt hin, war viel zu ungenau im Passspiel und in der Defensive teilweise erschreckend unorganisiert.

Umso stärker kamen Lübbers und Co. dann aber aus der Kabine. Die Hausherren liefen jetzt früh an und attackierten die Elf von Arie van Lent in ihrer eigenen Hälfte. Das trug Früchte: Exauce Andzouana köpfte nach einer Köhler-Ecke zum hochverdienten 2:2-Ausgleich ein.

Doch auch das reichte dem Aufsteiger nicht. Immer wieder trieb Daniel Berlinski seine Jungs nach vorne. Er ging damit voll ins Risiko, was sich in der 83. Minute rächte. Eine eigentlich harmlose Gladbacher Flanke aus halbrechter Position war bei Robin Hoffmann gelandet, der die Situation – völlig unnötigerweise – mit einer akrobatischen Aktion zu klären versuchte. So landete der Ball anstatt im Toraus beim Gladbacher Kraus, der aus zehn Metern kaum Mühe hat, das 2:3 zu erzielen.

Doch am Ende konnte sich Unglücksrabe Hoffmann ja beim Köhler-Gespann bedanken, das dem SV Lippstadt den 18. Regionalliga-Punkt sicherte.

Angesichts der vergangenen Englischen Woche und einer Belastung von drei Spielen in sieben Tagen, wuchs der Aufsteiger vom Bruchbaum ein weiteres Mal über sich hinaus und schreibt sein Regionalliga-Märchen fleißig weiter.

Quelle: DER PATRIOT, 30.09.2018