3:2-Sieg in Vreden: SV Lippstadt dreht dramatisches Spiel
Gefühlt haben die Kicker des SV Lippstadt das letzte Mal beim Aufstieg in die Regionalliga vor mehr als sechs Jahren so ausgelassen gejubelt wie gestern beim 3:2-Sieg in Vreden. Es war aber auch ein dramatisches Spiel gestern an der holländischen Grenze. Die Gäste lagen nach der 1:0-Pausenführung nach dem Wechsel plötzlich schnell mit 1:2 zurück, erwiesen sich dann aber als echte Mentalitäts-Monster.
Oberliga Westfalen
SpVgg Vreden - SV Lippstadt 2:3 (0:1)
Die Freude musste einfach raus, nach dem Schlusspfiff explodierte Felix Bechtold förmlich: Der Cheftrainer ballte die Fäuste, brüllte seine Erleichterung heraus und herzte einfach jeden. Egal, ob der es gerade wollte oder nicht. „Solche dreckigen Siege brauchen wir, das bringt uns als Gruppe ungemein weiter“, erklärte der 33-Jährige, nachdem er sich wieder ein bisschen beruhigt hatte. Die Begegnung in Vreden war wirklich nichts für schwache Nerven, in der zweiten Halbzeit nahm sie sogar dramatische Züge an.
Die Gäste (Bechtold: „Der SV Lippstadt ist nicht das Bayern München der Oberliga“) starteten super, bereits in der 2. Minute hatte Ens eine fette Chance, wirkte aber zu überrascht. Auch in der Folge war viel los vor beiden Toren, wobei die Spielvereinigung im ersten Durchgang gleich drei sogenannte Hundertprozentige besaß. Hinkelmann (7.) nach einem Patzer in der SV-Abwehr, Kondring (24.), der im allerletzten Moment geblockt wurde und Wilkes (32.) völlig freistehend mit einem Heber, wussten mit den Geschenken, die ihnen die Lippstädter machten, nichts anzufangen. Hinten wirkte der SV gestern in der Tat ziemlich unsicher. So gesehen war die 1:0-Führung zur Pause etwas glücklich. Aber schön anzusehen: Nach Zuspiel von Ens zirkelte Kaiser die Kugel aus 18 Metern mit viel Gefühl ins Eck (17.).
Rein ergebnistechnisch schien also alles im grünen Bereich zu sein. Dies änderte sich mit Wiederanpfiff jedoch schlagartig. Innerhalb von zwei Minuten drehten Hinkelmann (49.) und Ostenkötter (51.) die Partie zu Gunsten von Vreden. Ein echter Schock für die Schwarz-Roten. Der Zeitungstitel „Alles Käse in Holland“ platzierte sich schon vorsichtig im Hinterkopf des Berichterstatters, doch dann nahm das Spiel eine erneute Wendung. Und wie! Jetzt zeigten die Fußballer des SV Lippstadt, was sie in diesen Wochen auszeichnet. Teamgeist und mentale Stärke. Die Gäste kamen wieder zurück, auch weil die Wechsel 1a funktionierten. Einen Eckball von Romano köpfte Kamann zum 2:2 (78.) in Netz. „Ein unglaubliches Gefühl“, jubelte der lange Blonde nach dem Abpfiff, „wie uns die Fans nach vorne getrieben haben, einfach Weltklasse!“
Das Bechtold-Team agierte in der Schlussphase wie im Rausch, erspielte sich eine Chance nach der anderen. Eine davon nutzte Kaiser zum 3:2-Siegtreffer (86.), als er den Ball aus dem Gewühl heraus irgendwie über die Linie drückte. Eine brenzlige Situation musste der SV danach noch überstehen, dann war’s vorbei. Alles in Schwarz-Rot flippte völlig aus. Die über zweistündige Rückfahrt dürfte das reinste (feuchte) Vergnügen gewesen sein.