Glückseligkeit in Schwarz, Rot und Weiß: Unmittelbar nach dem Abfiff freuten sich (v.l.) Co-Trainer Heiko Hoffmann, Marvin Joswig, Simon Schubert, Sven Köhler, Jannik Erlmann und Stefan Kaldewey gemeinsam mit den Fans. – Foto: Raestrup
Glückseligkeit in Schwarz, Rot und Weiß: Unmittelbar nach dem Abfiff freuten sich (v.l.) Co-Trainer Heiko Hoffmann, Marvin Joswig, Simon Schubert, Sven Köhler, Jannik Erlmann und Stefan Kaldewey gemeinsam mit den Fans. – Foto: Raestrup

Wahnsinn in Wuppertal: SV schwebt auf Wolke sieben

Was war das denn bitte? Der SV Lippstadt hat seinen ersten Dreier in der Regionalliga gelandet - und wie.

Mit zwei Treffern in der Nachspielzeit versetzten die Schwarz-Roten dem Ex-Bundesligisten Wuppertaler SV den Last-Minute-Knockout und entführten die Punkte aus dem Stadion am Zoo. Dabei hatte der selbst ernannte Titelanwärter aus dem Bergischen Land drei Minuten vor Schluss noch mit 1:0 geführt. „Mann, das ist Fußball", brachte es ein völlig euphorischer Sven Köhler nach der Partie auf den Punkt.

Regionalliga West
Wuppertaler SV - SV Lippstadt 1:2 (0:0)

Dass nach dem Schlusspfiff ein 2:1 für die Gäste aus Lippstadt in weißen Lettern auf der Anzeigetafel im traditionsreichen Stadion am Zoo prangte, darauf deutete in den 90 Minuten davor herzlich wenig hin. „Wir wollten unbedingt die Null halten", bestätigte Trainer Daniel Berlinski im Nachhinein die Taktik seiner Mannschaft, die sich bei Ballbesitz des Gegners tief in die eigene Hälfte zurückzog und auch sonst defensiver eingestellt war als sonst. Einzig Benjamin Klingen lauerte vorne auf lange Bälle.

Das Konzept ging auf, den Wuppertalern fiel in den ersten 45 Minuten wenig ein, Torchancen waren aber auf beiden Seiten Mangelware. Denn auch der SV war im letzten Pass einfach zu ungenau. Bis auf zwei Mini-Möglichkeiten von Kaptan aus der Ferne (6.) und Klingen per Drehschuss (7.), war der Wuppertaler Strafraum weitestgehend verwaist.

Vor über 2500 Fans bekleckerten sich beide Teams offensiv nicht mit Ruhm, wobei die Gastgeber über die gesamten 90 Minuten mehr Spielanteile hatten. Fast wäre kurz nach der Pause aber doch der SV in Führung gegangen, doch Schuberts Kopfball nach einer Ecke klatschte auf die Oberkante der Latte (58.).

Scheinbar der Weckruf für die so früh in der Saison bereits unter Druck stehenden Schwebebahn-Städter. Denn die hatten ihre stärkste Phase zwischen der 67. und 87. Minute und feuerten nun einen Torschuss nach dem anderen auf das SV-Tor ab. Im Minutentakt entschärfte Keeper Balkenhoff brenzlige Situationen und zeichnete sich damit einmal mehr als einer der besten SVer auf dem Platz aus.

Machtlos war aber auch er, als Lübbers nach einer Flanke in der Luft nicht konsequent genug gegen Windmüller verteidigte und Letzterer den Ball an Balkenhoff vorbei ins kurze Eck drosch (87.). „Die meisten Mannschaften brechen bei einem 0:1-Rückstand in der 87. Minute dann ein", befürchtete Berlinski zwischenzeitlich schon die zweite Saisonniederlage, „aber wir haben alles nach vorne geworfen."

So war es. Die SVer, die in den zweiten 45 Minuten bis auf den Schubert-Kopfball keine nennenswerte Torannäherung zustande gebracht hatten, stürmten auf einmal nach vorne, als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht. Eine sehenswerte Ballstafette auf der rechten Außenbahn gipfelte in einer passgenauen Flanke auf den eingewechselten Andzouana, der, mustergültig freigeblockt von Lübbers, den Ball per Kopf frech über den Wuppertaler Torhüter ins Tor busgierte (90.+1).

Und als wäre das des Guten noch nicht genug gewesen, legte Janik Brosch noch einen drauf. Der Flügelstürmer zog von rechts à la Arjen Robben in die Mitte und versenkte das Leder im linken Winkel (90.+3). Der Ball war drin, die Riesenüberraschung perfekt. Prompt verschwand der Last-Minute-Torschütze unter einer schwarzen-roten Jubeltraube.

Quelle: DER PATRIOT, 12.08.2018