Getümmel im Strafraum von RW Ahlen: In einer, wie es Trainer Felix Bechtold formulierte, grandiosen zweiten Halbzeit entfachte der SV Lippstadt Dauerdruck. Hier warf sich Luis Allmeroth in einem Kopfball. Lars Holtkamp (r.) und Maximilian Fischer (h.) mischten kräftig mit. Fotos: Lütkehaus
Getümmel im Strafraum von RW Ahlen: In einer, wie es Trainer Felix Bechtold formulierte, grandiosen zweiten Halbzeit entfachte der SV Lippstadt Dauerdruck. Hier warf sich Luis Allmeroth in einem Kopfball. Lars Holtkamp (r.) und Maximilian Fischer (h.) mischten kräftig mit. Fotos: Lütkehaus

Magic Mika schießt SV zum 3:1-Derbysieg gegen Ahlen

„Derbysieger, Derbysieger“, schallte es von überglücklichen Spielern des SV Lippstadt über den Rasen der Liebelt-Arena, und die Fans stimmten begeistert mit ein. Nach einer mäßigen ersten Halbzeit drehten die Schwarz-Roten das Nachbarduell gegen RW Ahlen innerhalb von fünf Minuten zu ihren Gunsten. Der Held des Abend hieß Marvin Mika. Der schnelle, wendige Stürmer schnürte nach dem Ausgleich von Fatih Ufuk einen Doppelpack und war damit der Matchwinner.

Regionalliga West
SV Lippstadt - RW Ahlen 3:1 (0:1)

Was für ein geiles Fußballspiel! Schade, dass nur 598 Zuschauer den Weg in die Liebelt-Arena gefunden hatten. Ob’s am Moonlight-Shopping lag? Diejenigen, die in der Lange Straße auf Schnäppchenjagd gingen, verpassten richtig was. Denn im Stadion an der Wiedenbrücker wurde höchste Qualität zu ebenfalls reduzierten Eintrittspreisen geboten. Allerdings brauchten die Gastgeber, bei denen Tim Möller zunächst in der Innenverteidigung agierte, ein wenig Anlaufzeit.

Die Gäste aus Ahlen erwischten eindeutig den besseren Start, griffen die Abwehrspieler des SV früh an und zwangen diese zu Fehlern. Den ersten Bock von Möller (2.) bügelte Torhüter Balkenhoff noch mit einer tollen Parade aus. Den nächsten schlampigen Pass in die Füße des Gegners leistete sich Fischer. Ahlens Holldack nutzte dies zum 0:1 (5.). Es schien in der Anfangsphase so, als würden sich die Lippstädter Kicker noch in der Länderspielpause befinden. Sie wirkten schläfrig und unkonzentriert, während die Gäste weiter wirbelten. RW Ahlen war in dieser Phase schneller, entschlossener und ganz klar die bessere Mannschaft. Eigentlich hätte der Ex-Zweitligist höher führen müssen. Das Bechtold-Team verzeichnete vor dem Wechsel zwei Gelegenheiten, mit dem Kopfball von Möller aus kurzer Distanz (28.) allerdings eine ziemlich gute. Zuvor strich ein Schuss von Matter (18.) nur knapp am Pfosten vorbei. Dass die Führung der Gäste zur Pause verdient war, daran gab es nichts zu deuteln.

Umso erstaunlicher, was dann passierte. Der SV Lippstadt, jetzt mit Mika und Sprekelmeyer für den Gelb/-Rot-gefährdeten Kapitän Heiserholt und Altun, kamen wie ausgewechselt aus der Kabine. „Ich habe den Jungs gesagt, dass ich fest an sie glaube“, erklärte Chefcoach Bechtold hinterher.

Schon nach 35 Sekunden hätte Ufuk auf 1:1 stellen müssen, doch er vergab freistehend. Aber die Abteilung Attacke war jetzt geweckt. Plötzlich herrschte Dauerdruck in Richtung Ahlener Tor. Die Schwarz-Roten spielten, als wären sie in einen Zaubertrank gefallen, plötzlich wie aus einem Guss. Der Ausgleich lag längst in der Luft und fiel in der 58. Minute: Ufuk nahm eine lange Flanke direkt und drosch die Kugel in den Kasten. Das erste Tor des Neuzugangs aus Hildesheim für seinen neuen Verein. Noch dazu ein sehr schönes und äußerst wichtiges. Ahlen fand jetzt nicht mehr statt. Die rot-weißen Kickern wurden zu Statisten degradiert. Ein Angriff nach dem anderen rollte auf ihr Tor – und innerhalb von fünf Minuten war die Partie dann entschieden. Denn nach dem 1:1 von Ufuk (58.) folgte der große Auftritt des eingewechselten Mika. 60. Minute: Lippstädter Balleroberung im Mittelfeld, anschließend ging es rasend schnell. Der 21-jährige Stürmer wurde auf die Reise geschickt, ließ Ahlens chancenlosen Schlussmann geschickt aussteigen und schob überlegt zur 2:1-Führung ein.

Die Liebelt-Arena war längst ein Hexenkessel und drohte nur 180 Sekunden später regelrecht überzukochen. Die Gäste spielten Klein-Klein am eigenen Strafraum, erneut spritzte Mika dazwischen und erzielte das 3:1 (63.), nachdem er RWA-Keeper Brüseke ein zweites Mal abgezockt hatte. Doppelpack in der Regionalliga, es gab keinen SV-Fan in der Arena, der ihm diesen Triumph nicht gönnte.

Bis zum Schluss spielte nur Lippstadt. Zweimal Maier und Matter mit einem sehenswerten Freistoß hätten sogar noch auf 4:1 erhöhen können. Aber auch mit dem 3:1 herrschte beste Feierstimmung. Wie gesagt: „Derbysieger, Derbysieger!“