Phil „Philinho“ Halbauer war im im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf praktisch nicht zu stoppen. Der Linksverteidiger des SV Lippstadt bereitete nicht nur das 1:0 vor, sondern holte mit einem brasilianischen Zauberdribbling auch den Elfmeter zum 5:2-Endstand heraus. Fotos: Lütkehaus
Phil „Philinho“ Halbauer war im im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf praktisch nicht zu stoppen. Der Linksverteidiger des SV Lippstadt bereitete nicht nur das 1:0 vor, sondern holte mit einem brasilianischen Zauberdribbling auch den Elfmeter zum 5:2-Endstand heraus. Fotos: Lütkehaus

„Philinho“, der Bruchbaum-Brasilianer

Effektiver geht es nicht, jeder Schuss ein Treffer: Der SV Lippstadt steigerte sich gegen Fortuna Düsseldorf in einen wahren Rausch. Vier Tore in knapp 20 Minuten, mit 4:0 die höchste Pausenführung in der Regionalliga-Geschichte – am Ende stand ein 5:2 gegen verwirrte Landeshauptstädter, die gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Erneut ein verrückter Nachmittag in der Liebelt-Arena.

Regionalliga West
SV Lippstadt - Fortuna Düsseldorf U23 5:2 (4:0)

Ohne ihren Goalgetter Maiella (krank) und mit U20-Nationaltrainer Christian Wörns auf der Tribüne sah es in den ersten 20 Minuten ganz und gar nicht nach einem Lippstädter Fußball-Festival aus. Die Gäste, mit der Empfehlung eines 5:1-Sieges gegen Schalke angereist, hatten gefühlt 80 Prozent Ballbesitz und zwei, drei kleinere Möglichkeiten, um selbst in Führung zu gehen. Aber optische Überlegenheit zählt nun mal nicht, sondern eben Tore.

Mit dem ersten Angriff überhaupt erzielten die Schwarz-Roten das 1:0 (20.): Karimani nahm eine Flanke des starken Halbauer direkt, im zweiten Versuch war dann Maier zur Stelle. Weiter ging’s mit dem 2:0 durch einen Henneke-Kopfball (26.) und dem 3:0 von Maier (36.). Es war das fünfte Saisontor des Stürmers, der sich sogleich für die gute Vorarbeit von Karimani und Woitzyk bedankte.

Drei Minuten später jubelten die Lippstädter Fans erneut: Einen Freistoß von Evers bugsierte Lübbers mit der Stirn zum 4:0 (39.) über die Linie. Vier Treffer binnen 19 Minuten für den SV – das hatten die Lippstädter Fans in der Regionalliga noch nie gesehen. „Wenn mir jemand gesagt hätte, dass es zur Pause 4:0 stehen würde, ich hätte es nicht geglaubt“, schüttelte Fortuna-Coach Michaty fassungslos den Kopf. Genau nachgezählt, schossen die Gastgeber in der ersten Hälfte fünfmal gefährlich aufs Tor. Viermal war der Ball drin. So viel noch mal zum Thema Effektivität.

Aber da gibt’s ja noch die absoluten Fußballkenner oder halt die Pessimisten. Erste Gedanken an Deutschland gegen Schweden (4:4 nach 4:0) oder Dortmund gegen Schalke (4:4 nach 4:0) kreisten in den Köpfen. Auch der Düsseldorfer Trainer soll seinen Jungs in der Kabine eingebläut haben: „Wir können das noch drehen!“

Tatsächlich, man glaubt es kaum, wurde es noch mal spannend. 1:4 Köther (49.), 2:4 Niemiec (55.). Oha. Dazu eine Glanzparade von Lippstadts Schlussmann Balkenhoff sowie zwei hundertprozentige Chancen erneut für Köther und Niemiec. Es stimmt, nach einer Stunde hätte es in der Liebelt-Arena auch 4:4 stehen können.

Tat es aber nicht, weil Halbauer in der 66. Minute einen Glanzauftritt hinlegte. Auf engstem Raum „vernaschte“ er zwei, drei Düsseldorfer in Höhe der Torauslinie, bevor er von Fortuna-Keeper Gorka gelegt wurde. Was für ein Dribbling des SV-Linksverteidigers – „Philinho“, der Zauberer vom Zuckerhut! Eindeutig d i e Szene des Spiels. „Ich habe halt einen guten Moment erwischt“, meinte der Abwehrspieler hinterher bescheiden. Sein Trainer Felix Bechtold benutzte das Adjektiv „grandios“. Ach ja, den fälligen Elfmeter donnerte Evers humorlos in den Knick. Es war das 5:2 und damit die Vorentscheidung.

Noch mal kurz zurück zum „Bruchbaum-Brasilianer“ – „Die erste Halbzeit war überragend“, fasste Halbauer nach dem Abpfiff zusammen, „wir haben defensiv super gestanden und haben die Dinger vorn überragend weggemacht.“ Auch so kann man ein Fußballspiel perfekt analysieren.

Bleibt noch nachzutragen, dass Düsseldorfs Siebert in der 77. Minute wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb/Rot vom Platz musste. Doch die Schwarz-Roten beließen es auch in Überzahl beim 5:2. Hier setzte Bechtold zu leichter Kritik an, als er anmerkte, dass er sich in dieser Phase mehr Druck und Souveränität von seiner Mannschaft gewünscht hätte. Schnell lenkte der Cheftrainer dann wieder ein: „Wer fünf Tore schießt, der gewinnt auch verdient.“ Genau.