Der Held eines denkwürdigen Abends: Fabian Lübbers bescherte dem SV Lippstadt mit seinem 2:2 in der Nachspielzeit einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn.
Der Held eines denkwürdigen Abends: Fabian Lübbers bescherte dem SV Lippstadt mit seinem 2:2 in der Nachspielzeit einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn.

2:2 in der Nachspielzeit - Lübbers macht den Wahnsinn perfekt

Was für ein Abend in der Liebelt-Arena, war für ein Spektakel, was für ein Wahnsinn! Ein Fußballstadion im Ausnahmezustand, in dem die Emotionen regelrecht überzuschwappen drohten. Durch zwei späte Tore von Marvin Mika (87.) und Fabian Lübbers (94.) rettete der SV Lippstadt gestern Abend gegen den Wuppertaler SV einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn. Keine Frage: Dieses Match wird in die Geschichte eingehen – mit Innenverteidiger und Co-Trainer Fabian Lübbers als Superhelden.

Regionalliga West
SV Lippstadt - Wuppertaler SV 2:2 (0:1)

Die Szene war bezeichnend: Nach gut einer Stunde verließ Peter Neururer die Liebelt-Arena. Der prominente Sportdirektor des Wuppertaler SV war sich in diesem Moment absolut sicher: Das Ding ist durch. Denkste!

Man muss es wirklich so formulieren, es grenzt an ein Wunder, wie der SV Lippstadt gegen den Tabellenzweiten zurückkam. Dabei spielte der WSV ab der 49. Minute in Unterzahl: Nach einem Kopfstoß gegen Maier sah Schweers die Rote Karte. Wer nun glaubte, dies sei die große Chance für die Gastgeber, wurde schnell eines Besseren belehrt. Im Anschluss an eine Ecke köpfte Berisha in der 54. Minute das 0:2. Lippstadt schien mausetot. Die Schwarz-Roten mühten sich zwar, eine echte Torgelegenheit besaßen sie bis kurz vor Schluss jedoch nicht. Wuppertal hatte auch mit einem Spieler weniger alles im Griff, kontrollierte das Geschehen und sah wie der sichere Sieger aus.

Doch dann stieg die Bechtold-Elf, die zwar gut spielte, aber sich gegen einen starken Gegner dennoch schwer tat, wie Phönix aus der Asche. Einfach unglaublich! In der 87. Minute ließ WSV-Keeper Patzler einen Schuss des eingewechselten Steinfeld abklatschen, Mika war zur Stelle und staubte zum 1:2 ab. Aufbruchstimmung in der Liebelt-Arena, die Wuppertal im Gegenzug nach einem Konter fast zunichte gemacht hätte. Hanke drosch die Kugel freistehend knapp am Pfosten vorbei.

Der SV durfte also noch hoffen. Die Fans standen wie ein Mann hinter ihrem Team, peitschten es in der hektischen Schlussphase immer wieder nach vorn. Fünf Minuten Nachspielzeit zeigte Schiedsrichter Engelmann (Iserlohn) an. Genug für die Gastgeber, die jetzt jeden Ball in den Strafraum jagten. Bei der x-ten Flanke in der 94. Minute griff Patz(l)er daneben, der Ball kam zu Fabian Lübbers und der verwandelte eiskalt. 2:2. Danach spielten sich unbeschreibliche Szenen auf dem Rasen und auf den Rängen ab. Begeisterung pur. Gänsehaut-Alarm. Wie schön (dramatisch) kann Fußball sein! Ganz sicher für den SV Lippstadt an diesem Abend. Mittendrin – von seinen Mitspielern fast erdrückt – Fabian Lübbers. Als der Innenverteidiger wieder Luft zum Atmen hatte, meinte er cool: „Ich habe eben im richtigen Moment am richtigen Fleck gestanden.“ Auch das ist eine Kunst. „Stark, wie wir nach dem 0:2 zurückgekommen sind“, schob der 29-Jährige hinterher, „Respekt an die Mannschaft.“ Und schon musste der Held wieder zu den feiernden Fans – ein Freudentänzchen aufführen.

Derweil bleibt noch das Geschehen aus der ersten Halbzeit. SV-Trainer Bechtold brachte mit Altun, Matter und Woitzyk drei Neue in der Startelf. In der ersten halben Stunde waren die Schwarz-Roten richtig gut im Spiel. Dann aber setze sich die Klasse des WSV immer mehr durch. Prokoph prüfte Lippstadts Schlussmann Balkenhoff mit einem Kopfball (30.), dann zappelte der Ball im Netz (33.), doch es war ein Wuppertaler Foul vorausgegangen. Schließlich aber doch das 0:1 – als Salau flankte, bugsierte Prokoph das Leder aus kurzer Distanz über die Linie. Unhaltbar für den SV-Keeper. Gäste-Coach Mehnert sprach hinterher von einer brutalen Effektivität seiner Mannschaft. Tatsächlich war die Führung in dieser Phase jedoch verdient.