Der Moment, der für pure Ekstase im Lippstädter Lager sorgt: Paolo Maiella (verdeckt) nickt in der vierten Minute der Nachspielzeit zum Siegtreffer ein. Danach gibt es kein Halten mehr, sowohl bei den Verantwortlichen des SV wie auch auf der Tribüne bei den mitgereisten Fans. Links kommt Kapitän Christopher Balkenhoff „angeflogen“. Fotos: Heinke
Der Moment, der für pure Ekstase im Lippstädter Lager sorgt: Paolo Maiella (verdeckt) nickt in der vierten Minute der Nachspielzeit zum Siegtreffer ein. Danach gibt es kein Halten mehr, sowohl bei den Verantwortlichen des SV wie auch auf der Tribüne bei den mitgereisten Fans. Links kommt Kapitän Christopher Balkenhoff „angeflogen“. Fotos: Heinke

Maiella macht’s für Lippstadt mit dem Hinterkopf

Der von der Körpergröße her kleinste Spieler im Kader des SV Lippstadt war am Ende gefühlt mit einer der Größten: Paolo Maiella, bislang nicht als Kopfball-Ungeheuer in Erscheinung getreten, köpfte den SV Lippstadt zu den ersten drei Auswärtspunkten der laufenden Saison in der Fußball-Regionalliga West. In der vierten Minute der Nachspielzeit beim FC Wegberg-Beeck nämlich nickte Maiella die Kugel mit dem Hinterkopf unhaltbar zum 2:3-Endstand in die gegnerischen Maschen. Ekstase pur auf dem Feld und unter den mitgereisten Gäste-Fans waren die Folge.

Von Thorsten Heinke

Regionalliga West

FC Wegberg-Beeck - SV Lippstadt 2:3 (1:1)

Im Sport gleicht sich so manches aus: Ein abgedroschener Spruch, der am Samstagnachmittag im Beecker Waldstadion nach Spielende aber viel über die Gemütslage beider Trainer verriet. Während FC-Coach Mark Zeh mit dem Schicksal haderte – in der letzten Saison erzielte die diesmal gastgebende Mannschaft in Lippstadt den späten Siegtreffer (noch ohne Zeh) – klatschte SV-Cheftrainer Felix Bechtold nach dem Last-Minute-Tor jeden seiner Schützlinge persönlich ab. Und auch Matchwinner Paolo Maiella genoss sein Momentum in vollen Zügen.

Erstes Ausrufezeichen
durch den Abwehrchef

Dabei kamen die Lippstädter gut rein in die Partie. Abwehrchef Fabian Lübbers setzte einen Kopfball nach Evers-Ecke auf die Latte (3.) – ein erstes Ausrufezeichen der Gäste. Evers selbst zielte dann in der 12. Spielminute genauer. Im Mittelfeld bekam der spielende Lippstädter Co-Trainer die Kugel, zog einfach mal ab und drehte kurz darauf jubelnd ab. Die Gästeführung war zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient. Doch wie gewonnen, so zerronnen: Kurz nach dem 1:0 ließ die Lippstädter Hintermannschaft Wegbergs gefährlichsten Angreifer Benteke Lifeka sträflich frei im Strafraum stehen. Folgerichtig stand es nach 15 gespielten Minuten 1:1. Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs wurde die Begegnung vor nur 300 Zuschauern dann zunehmend fahriger. Viele Unterbrechungen prägten das Bild in dieser Phase.

Neuer Schwung sollte erst mit dem Anpfiff der zweiten Spielhälfte reinkommen. Hier scheiterte Lippstadts Neuer El-Bouazatti zunächst aus kurzer Distanz per Kopf am aufmerksamen Wegberger Keeper (47.). Glück hatten die Gäste dann, als Halbauer im Strafraum eher ungeschickt gegen Benteke Lifeka zu Werke ging, doch der Pfiff des Unparteiischen aus Duisburg blieb aus (50.).

Keeper Balkenhoff
zweimal Weltklasse

In Weltklasse-Manier (O-Ton des gegnerischen Trainers) verhinderte Lippstadts Kapitän Christopher Balkenhoff dann binnen 60 Sekunden gleich zweimal einen möglichen Rückstand für seine Mannschaft. Auf der Gegenseite staubte Viktor Maier nach einem 18-Meter-Schuss des eingewechselten Felix Schlüsselburg, den FC-Schlussmann Zabel nur zur Seite abwehren konnte, zur erneuten Gästeführung ab (74.). Doch der Schlusspunkt einer höchst unterhaltsamen Begegnung sollte dies noch längst nicht sein. Wieder hatten die Gastgeber eine Antwort auf den Rückstand. Benteke Lifeka verwandelte nur fünf Minuten nach dem 1:2 einen an ihn selbst verursachten Foulelfmeter zum erneuten Ausgleich. Als beide Lager sich dann schon mehr oder weniger mit einer Punkteteilung angefreundet hatten, schlug die große Stunde des ebenfalls eingewechselten Paolo Maiella. Der wieselflinke Stürmer traf diesmal nicht mit dem Fuß, wie beim 2:1 in der Vorwoche gegen Lotte, sondern mit dem Hinterkopf – und das in der 94. Minute! Maiella riss sich nach dem aus Lippstädter Sicht erhofften Lucky Punch das Trikot vom Leib und verschwand unter einer riesigen Jubeltraube. Die gelbe Karte wegen Unsportlichkeit dürfte dem 23-Jährigen in diesem Moment ziemlich egal gewesen sein.

Lippstadt feierte ausgelassen die am Ende doch unverhofften drei Punkte und hat nun schon satte elf Zähler Vorsprung auf den direkten Abstiegskonkurrenten aus Wegberg-Beeck, der durch die unglückliche Heimniederlage (vorerst) ins Tal der Tränen stürzte.