So sieht der dreifache Gladbacher Torschütze Steffen Meuer von vorne aus. In dieser Szene wird er allerdings von Mohamed El Bouazzati gestört.
So sieht der dreifache Gladbacher Torschütze Steffen Meuer von vorne aus. In dieser Szene wird er allerdings von Mohamed El Bouazzati gestört.

In Tiefschlaf-Halbzeit alles vergeigt

Gute Nacht, SV Lippstadt! Weil die Schwarz-Roten die erste Halbzeit komplett verpennten und hoffnungslos mit 0:3 zurücklagen, verloren sie in Mönchengladbach trotz einer beachtlichen Steigerung nach dem Wechsel mit 2:4. Besonders aufgeweckt bei den Gastgebern präsentierte sich Steffen Meuer mit seinem Hattrick. Die Nummer 18 der Niederrhein-Elf wurde für Bechtold und Co. zum Albtraum.

Regionalliga West

Borussia Mönchengladbach U23 - SV Lippstadt 4:2 (3:0)


„Mir fehlen die Worte“, schüttelte Kapitän Christopher Balkenhoff fassungslos den Kopf. Trainer Felix Bechtold wurde, angesprochen auf die erste Halbzeit, deutlicher: „Das war nicht meine Mannschaft!“ Bums, das saß.

Tatsächlich schienen die Schwarz-Roten ihre Energie im Bus gelassen zu haben. Sie verpennten die Anfangsphase komplett und schleppten sich mehr oder weniger planlos über den nassen Rasen des Grenzlandstadions. Der SV-Coach hatte seine Startelf umgestellt, versuchte es mit einem 4-3-3. Für Woitzyk und Maier kamen Maiella und Mika. Allein daran lag es wohl nicht, dass die Gäste überhaupt keinen Zugriff auf die Partie bekamen. Nach anfänglichem Ballgeschiebe auf beiden Seiten machte die Borussia nach einer Viertelstunde ernst. Kurt setzte sich auf der rechten Seite durch, dessen Flanke köpfte Meuer völlig unbedrängt zum 1:0 (16.) ein. Wo waren die Verteidiger des SV Lippstadt in dieser Szene?

Den Gladbachern war es egal. Sie wussten jetzt, wie leicht sie die Abwehr des Gegners überwinden konnten. Beim 2:0 (24.) variierten sie allerdings: Ein langer Ball aus dem Mittelfeld genügte, den erneut Meuer mit einem satten Flachschuss verwertete. Das 3:0 (39.) entstand dann wieder nach dem Erfolgsmuster: Flanke Kurt – Tor Meuer.

Unglaublich. Der SV leistete keinerlei Widerstand und schien sich seinem Schicksal ergeben zu wollen. Es drohte ein Debakel im Grenzlandstadion gegen ein Bundesliga-Nachwuchsteam, das zuvor zweimal verloren hatte.

„Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen und keinen Zweikampf gewonnen“, analysierte Christopher Balkenhoff später, „aber wir haben uns in der Kabine geschworen: So dürfen wir hier nicht untergehen! Wir haben uns dann zusammengerauft und eine gute Reaktion gezeigt.“

Das stimmt wohl. Bechtold brachte Woitzyk auf der rechten Abwehrseite sowie RWE-Neuzugang Schlüsselburg im defensiven Mittelfeld. Henneke rückte in die zentrale Angriffsposition, später kamen noch Maier und Steinfeldt. Volle Offensive, weil die Gäste plötzlich wieder dran waren.

Die Schwarz-Roten zeigten jetzt ein komplett anderes Gesicht. Mit viel Einsatz, Kompromisslosigkeit in den Zweikämpfen und Zug zum Tor diktierten sie fortan das Geschehen.

Als Dardan Karimani in der 50. Minute auf 1:3 verkürzte, registrierten die 194 Zuschauer dies eher als statistischen Wert. Das änderte sich in der 64. Minute schlagartig: Paolo Maiella, in Mönchengladbach erstmals in der Anfangsformation des SV, erzielte den 2:3-Anschlusstreffer.

Die Gäste waren wieder im Spiel und drängten auf den Ausgleich. Entschlossen, wie beim 2:0 gegen Aachen drei Tage zuvor, erarbeiteten sich einige gute Möglichkeiten. Die beste besaß Phil Halbauer. Sein Schuss im Strafraum (68.) zischte jedoch haarscharf am Pfosten vorbei. „Bis zum 4:2 habe ich geglaubt, dass wir es noch packen“, hoffte nicht nur Keeper Balkenhoff. Die Begegnung stand nun auf Messers Schneide, allerdings gingen den Gästen im Endspurt ein wenig die Körner aus. Karimani scheiterte noch aus der Distanz (74.).

Auf der anderen Seite hatte die Borussia sehr gute Konterchancen. Der Ex-Wiedenbrücker Beckhoff versiebte zwei Hundertprozentige. Schließlich war es der eingewechselte Italianio, der den Deckel drauf machte (90.).

Die Kicker des SV Lippstadt schlichen im Dauerregen mit hängenden Köpfen in die Kabine. Sie wussten genau, dass sie dieses Spiel in der ersten Halbzeit verloren hatten.