Gelb/Rot für Viktor Maier: Der beste Mann auf dem Platz landete in der 82. Minute plötzlich auf der Tribüne, nachdem er - bereits ausgewechselt – Schiedsrichter-Assistentin Nadine Westerhoff beschimpft haben soll. Nur gut, dass in Coronazeiten alle Sitzschalen frei waren. Fotos: Lütkehaus
Gelb/Rot für Viktor Maier: Der beste Mann auf dem Platz landete in der 82. Minute plötzlich auf der Tribüne, nachdem er - bereits ausgewechselt – Schiedsrichter-Assistentin Nadine Westerhoff beschimpft haben soll. Nur gut, dass in Coronazeiten alle Sitzschalen frei waren. Fotos: Lütkehaus

Mensch, Maier – verrücktes Gelb/Rot beim 0:0 in Bonn

Mensch, Maier! Der 31-jährige Stürmer des SV Lippstadt war im Abstiegsderby beim Bonner SC mit Abstand der auffälligste Akteur auf dem Platz: Ein Pfostenschuss, ein Flugkopfball, ein super Freistoß – und dann sah er auch noch Gelb/Rot, als er am Ende seiner Kräfte bereits ausgewechselt worden war. Viel mehr geht nicht. Angeblich soll Viktor Maier von der Ersatzbank ein paar unhöfliche Worte Richtung Schiedsrichter-Assistentin Nadine Westerhoff gesagt haben. Ach ja, die Partie im Sportpark Nord endete 0:0.

Regionalliga West

Bonner SC - SV Lippstadt 0:0

Lippstadt – Wie heißt es noch?! „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.“ Das torlose Remis hilft den Schwarz-Roten nicht so recht weiter. Nur ein Punkt aus den letzten drei Partien gegen Wiedenbrück, Lotte und Bonn, das ist eindeutig zu wenig. Immerhin hielt das Team von Felix Bechtold den Vorletzten aus der früheren Hauptstadt auf Distanz – und es ist nur ein Zähler bis zum rettenden Ufer. Da geht also doch noch was. „Wir haben den Fight super angenommen“, filterte der Lippstädter Chefcoach das Positive aus einem über weite Strecken zerfahrenen Spiel heraus: „Und wir hatten auch ein Chancenplus.“ Mit dieser Einschätzung lag Bechtold komplett richtig.

So schön wie das Wetter im Rheinland war die Begegnung nicht. Auf dem relativ knapp bemessenen Rasen-Rechteck dominierte der Kampf. Bonn versuchte es immer wieder mit hohen Bällen, ohne die SV-Verteidigung um Janik Steringer damit in Verlegenheit bringen zu können. Der Abwehrchef stand trotz schmerzhafter Fußprellung in der Startelf. Da auch die Gastgeber vor dem eigenen Tor nichts zuließen, attackierten sich beide Teams vornehmlich fernab der Strafräume.

Für Fabian Senninger war die Partie bereits nach drei Minuten vorbei. Der rechte Oberschenkel machte zu, für ihn kam Anton Heinz. Die Schwarz-Roten steckten die frühe Verletzung ihres Winterneuzugangs erstaunlich gut weg. Dennoch hatte Bonn die erste Chance (13.): Einen 25-Meter-Knaller von Teixera lenkte Keeper Christopher Balkenhoff reaktionsschnell über die Latte. Bei einem fiesen Aufsetzer von Güler (36.) hatte die Lippstädter Nummer 1 ein bisschen Glück. Um es vorwegzunehmen: Mehr als diese beiden Distanzschüsse hatten die eher zahmen „Löwen“ während der gesamten 90 Minuten nicht zu bieten.

Die beste Möglichkeit im ersten Durchgang hatte, na wer wohl?, Viktor Maier. Lässig spielte der Angreifer zwei Kontrahenten aus, zog aus 16 Metern ab – und die Kugel klatschte an den linken Außenpfosten. Pech für die Gäste, die dringend ein solches Erfolgserlebnis gebraucht hätten.

In der zweiten Halbzeit dasselbe Bild, Abstiegsk(r)ampf pur mit viel Hektik auf und außerhalb vom Rasen. Die Schwarz-Roten, an deren Einstellung und Einsatz es nichts zu kritisieren gab, waren jetzt näher dran an den drei Punkten. Ein Flachschuss von Kevin Hoffmeier zischte knapp am Aluminium vorbei (60.). Dann war wieder Viktor Maier an der Reihe: Der Rekordstürmer des SV Lippstadt zirkelte einen 20-Meter-Freistoß gekonnt über die Mauer: Der hätte gepasst, aber Bonns Schlussmann Hupe reagierte prächtig. Eine starke Aktion von beiden. Kaisers Schuss aus 16 Metern (70.) war die letzte Chance dieses intensiven Spiels.

Mittlerweile waren die Nerven im Sportpark Nord arg strapaziert. Jeder Pfiff des Schiedsrichters wurde von außen kommentiert, die Provokationen von den Trainer- und Spielerbänken häuften sich. Negativer Höhepunkte war die 82. Minute: Bedrohlich marschierte Referee Selim Erk (Herne) auf Viktor Maier zu und zeigte dem schon ausgewechselten Blondschopf Gelb/Rot. Angeblich soll er wenig nette Worte zur Schiri-Assistentin gerufen haben. Damit fehlt der Routinier im nächsten Match gegen seinen alten Verein Alemannia Aachen. Maier musste auf die Tribüne, aber das war nicht der letzte Aufreger in Bonn.

Mitten in einen aussichtsreichen Konter des SV Lippstadt hinein pfiff der Unparteiische die Partie ab. Kaiser wäre wohl frei auf das Tor zugelaufen. Die Reaktion des Goalgetters kann man sich gut vorstellen...

Als sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten, startete der gute Kevin Hoffmeier eine erste Analyse: „Es war ein zerfahrenes Spiel mit vielen langen Bällen und wenig Torchancen. Insgesamt geht der Punkt in Ordnung. Für uns ist das aber zu wenig. Da muss einfach mehr kommen.“