Lippstadts Dauerbrenner Jan-Lukas Liehr (3.v.l.) spulte auch in Bergisch Gladbach zahlreiche Kilometer ab. Mit dem souveränen 3:0-Auswärtssieg hat sein Team die Abstiegsränge verlassen und blickt einem entspannten Weihnachtsfest entgegen. Doch vorher wartet noch der SV Straelen. Fotos: Raestrup
Lippstadts Dauerbrenner Jan-Lukas Liehr (3.v.l.) spulte auch in Bergisch Gladbach zahlreiche Kilometer ab. Mit dem souveränen 3:0-Auswärtssieg hat sein Team die Abstiegsränge verlassen und blickt einem entspannten Weihnachtsfest entgegen. Doch vorher wartet noch der SV Straelen. Fotos: Raestrup

Glückseligkeit beim SV Lippstadt nach 3:0-Erfolg: Oh, wie schön ist Bergisch Gladbach

Oh, wie schön ist Bergisch Gladbach! Für den SV Lippstadt dürfte die Stadt im Nordosten von Köln so langsam zum Lieblings-Reiseziel mutieren. Auf den höchsten Regionalliga-Sieg der Vereinsgeschichte im September 2019 (5:1) folgte jetzt der nächste überzeugende Erfolg in der Belkaw-Arena. Mit dem 3:0-Sieg gegen den direkten Konkurrenten verließen Balkenhoff und Co. die Abstiegsränge.

Lippstadt – Es waren drei enorm wichtige Punkte für den SV Lippstadt. Nicht nur tabellarisch, sondern auch fürs Selbstvertrauen. Zwei Regionalliga-Siege in Folge – das ist dem Bruchbaum-Club unter Cheftrainer Felix Bechtold bisher noch nicht gelungen. Kein Wunder, dass der 29-jährige Coach nach Abpfiff tiefenentspannt an einer Stadionwand lehnte und über das ganze Gesicht grinste: „Ich bin zufrieden“, blieb Bechtold betont cool.

Besonders glücklich dürfte der Coach darüber gewesen sein, dass seine Mannschaft nicht die gleichen Fehler wie beim 2:6-Debakel auf Schalke machte. Denn: Auch dort lagen die Schwarz-Roten zur Pause mit 2:0 vorne, nur um nach dem Seitenwechsel dann völlig auseinanderzubrechen. In der Kabine angesprochen habe er das aber nicht: „Das haben die Jungs schon selbst getan. Sie haben Verantwortung übernommen.“

Regionalliga West

SV Bergisch Gladbach - SV Lippstadt 0:3 (0:2)

Der junge Cheftrainer wartete in Bergisch Gladbach mit einer Startelf-Veränderung gegenüber der Anfangsformation beim 1:0-Heimsieg gegen Rödinghausen auf. Für Wirbelwind Mustafa Dogan rückte Kai-Bastian Evers zurück in die erste Elf. Nicht nur auf dem Papier wählte Bechtold also die etwas defensivere Variante. Die Entscheidung pro Evers war nicht ohne Risiko, schließlich hatte der Routinier auf Schalke streckenweise nicht gut ausgesehen, woraufhin er gegen Rödinghausen zunächst zuschauen musste. Und tatsächlich wirkte der 30-Jährige zu Beginn leicht verunsichert, kämpfte sich aber Minute für Minute besser ins Spiel.

Dennoch war es kein Zufall, dass es ein Evers-Bock war, der den Hausherren die dickste Chance der Partie eröffnete. Der Lippstädter verlor im Mittelfeld den Ball, woraufhin Mamutovic völlig frei vor SV-Keeper Balkenhoff auftauchte. Doch sein überhasteter Abschluss zischte zwei Meter über die Latte (27.). Zuvor hätten die Hausherren auch nach einem Stellungsfehler von Cinar Sansar die Führung erzielen können, doch hier hatte Balkenhoff erst per Fußabwehr geklärt, dann Schubert per Grätsche (10.).

Es blieben die einzigen brenzligen Situationen, die die Lippstädter in dieser Partie zuließen. Mehr und mehr übernahmen die Gäste die Kontrolle über die Partie und gingen völlig verdient nach 28 Minuten in Führung. Und wer sonst als Torjäger Gerrit Kaiser sollte dieses wichtige Tor erzielen? Beim Chaos im Bergisch Gladbacher Strafraum stand der 26-Jährige einmal mehr goldrichtig.

Mit der Führung im Rücken entfalteten die SVer jetzt ihre fußballerischen Stärken. Wunderschön herausgespielt, erhöhte Henneke auf 2:0. Hoffmeier trieb das Leder durchs Mittelfeld, zog nach einem Doppelpass mit Sansar in den Sechzehner und legte passgenau zurück auf Henneke, der wuchtig einnetzte (45.).

Jetzt musste der SV Lippstadt cool bleiben, denn das Schalke-Spiel schwirrte sicherlich immer noch in den Köpfen der Schwarz-Roten herum. „Wir haben daraus gelernt und die Fehler knallhart analysiert“, bestätigte auch Mittelfeld-Motor Lucas Arenz nach Abpfiff, der in Bergisch Gladbach eine bärenstarke Partie ablieferte. „Das ist die Mentalität unserer Mannschaft. Wir haben eine Reaktion gezeigt. Das war richtig gut.“

Wir haben aus den Fehlern aus dem Schalke-Spiel gelernt.

Lucas Arenz, der eine bärenstarke Partie ablieferte.

Die Lippstädter waren also vorbereitet auf das, was da nach Wiederanpfiff auf sie zurollen würde, und sie überstanden die aggressiven Angriffsbemühungen der Gastgeber unbeschadet. Mit dem 3:0 und Kaisers zweiten Tor des Tages – wunderbar von Mustafa Dogan in Szene gesetzt – war der Drops gelutscht (85.)

Es war ein immens wichtiger Sieg für die Lippstädter, die damit nicht nur einen direkten Konkurrenten auf Distanz hielten, sondern vor dem letzten Spiel des Jahres am kommenden Samstag gegen den SV Straelen auch auf den ersehnten Nicht-Abstiegsrang sprangen.

Und sollte der Auftritt in Bergisch Gladbach aufgrund des drohenden Lockdowns doch bereits der Jahresabschluss für den SV gewesen sein, dann könnten die Lippstädter sicher auch mit dieser Entscheidung wunderbar leben.