Fabian Lübbers (l.), so wie man ihn kennt. Der Kapitän des SV Lippstadt ist ein Vorbild in Sachen Einsatz und Kampfkraft. Dazu kommt seine ausgeprägte Kopfballstärke. All das wird der 26-Jährige Sonntag im Finale gegen Siegen einbringen. - Foto: Lütkehaus
Fabian Lübbers (l.), so wie man ihn kennt. Der Kapitän des SV Lippstadt ist ein Vorbild in Sachen Einsatz und Kampfkraft. Dazu kommt seine ausgeprägte Kopfballstärke. All das wird der 26-Jährige Sonntag im Finale gegen Siegen einbringen. - Foto: Lütkehaus

Mit Schinken-Nudeln zum Regionalliga-Aufstieg

Kapitän Fabian Lübbers ist überzeugt, dass es der SV Lippstadt am Sonntag schafft

Noch gut 55 Stunden, dann steigt das große Finale im Stadion am Bruchbaum: Der SV Lippstadt muss das letzte Saisonspiel gegen die Sportfreunde Siegen unbedingt gewinnen, dann ist der Aufstieg in die Regionalliga West auf jeden Fall fix. Es wäre nach 2013 der zweite in der Vereinsgeschichte der Schwarz-Roten. Schon damals war Fabian Lübbers dabei. Heute ist der 26-jährige Innenverteidiger Kapitän des SV Lippstadt?-?und guter Dinge, dass es am Sonntag klappt. Dafür müssen die Gastgeber ihre spielerische Stärke auf den Rasen bringen und vor allem die Nerven bewahren. Wie das funktionieren soll, erzählt Fabian Lübbers im folgenden Interview.

Der SV Lippstadt hat den ersten Matchball beim 0:2 in Kaan-Marienborn vergeben. Was ist Ihnen durch den Kopf geschossen, als Krieger in der 77. Minute das 0:1 erzielt hat?

Lübbers: Im ersten Moment gar nichts. Denn wir hatten ja noch 13 Minuten Zeit, um den Ausgleich zu schaffen. Nach dem Spiel war die Enttäuschung natürlich groß. Aber die ist dann auch schnell wieder gewichen. Stattdessen kam dann die Vorfreude auf das Siegen-Spiel. Wir wussten ja, wir können es nach wie vor schaffen und haben alles selbst in der Hand.

Wie war die Stimmung auf der langen Rückfahrt nach Hause?

Lübbers: Ähnlich. Am Anfang waren alle ein bisschen bedrückt. Doch dann hat sich die Haltung durchgesetzt: Jetzt gewinnen wir das Ding eben gegen Siegen!

Vielleicht noch kurz ein Wort zu den Lippstädter Fans: Die waren Weltklasse am Pfingstmontag, oder?

Lübbers: Das kann man wohl sagen. Wahnsinn, wie viele Lippstädter in Kaan-Marienborn waren. Die waren ja nicht zu überhören und auch nicht zu übersehen mit ihren roten Shirts. Schon für die Fans hätten wir gern gewonnen.

Okay, kommen wir jetzt zum zweiten, letzten und entscheidenden Endspiel am Sonntag gegen Siegen. Es heißt ja, viele Fußballer seien abergläubisch. Trifft das auch auf Sie zu?

Lübbers: Ja schon. Bei mir ist es so, dass ich am Sonntag immer die gleichen Nudeln esse. Mit Schinken-Gratin. Das habe ich schon zu Zeiten von Daniel Farke gemacht, als wir auch in der Oberliga lange nicht verloren hatten. Seitdem gibt es die eigentlich immer! Ansonsten stehen vor den Spielen Nudeln und Salat bereit. Wir treffen uns meistens um 12.15 Uhr am Bruchbaum und machen nach dem Essen einen kleinen Spaziergang. Einige trinken später noch einen Kaffee oder genehmigen sich ein Stück Kuchen. Jeder so, wie er es mag.

Das klingt einigermaßen entspannt. Wie sieht's denn aus, läuft in der Traingswoche vor solch einem wichtigen Spiel irgendetwas anders oder alles ganz normal wie immer?

Lübbers: Wir bereiten uns ganz normal vor, wie auf jeden Gegner. Aber klar, natürlich ist die Anspannung größer.

Es wird am Sonntag ganz sicher auch ein Nervenspiel. Wie stark ist die Mannschaft des SV Lippstadt mental?

Lübbers: Ich bin mir sicher, die Jungs sind auf diese Situation gut vorbereitet. Hätte uns jemand Anfang des Jahres gesagt, mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen Siegen steigt ihr in die Regionalliga auf, hätten das alle sofort unterschrieben. Natürlich stehen wir unter Druck. Aber wir sind als Team gefestigt und werden diesen Druck in positive Energie umwandeln. Wenn wir am Sonntag unsere Leistung abrufen, sind wir nur schwer zu schlagen.

Was glauben Sie denn, wie kann der SV Lippstadt die Sportfreunde knacken? Wo liegt der Schlüssel zum Erfolg?

Lübbers: Ich gehe davon aus, dass Siegen versucht, mit spielerischen Mitteln erfolgreich zu sein. Das liegt uns ganz gut. Kaan-Marienborn ist dagegen über die körperliche Schiene gekommen. Damit haben die uns ein bisschen den Schneid abgekauft. Am Sonntag sind wir im Vorteil, wenn wir unsere spielerische Klasse einsetzen. Wenn alle von uns hundert Prozent bringen, dann gewinnen wir auch!

Moritz Kickermann hat viele Jahre für den SV Lippstadt gespielt und ist jetzt Kapitän in Hamm. Die SpVg empfängt im Saisonfinale Kaan-Marienborn. Haben Sie noch Kontakt zu ihm? Schließlich kann der SV mit Hammer Unterstützung noch Meister werden und den DFB-Pokal erreichen...

Lübbers: Ich habe die ganze Saison über Kontakt mit Moritz. Auch am Sonntag habe ich noch mit ihm telefoniert. Er hat mir versichert, dass Hamm noch einmal richtig Gas geben wird. Moritz Kickermann hat lange beim SV Lippstadt gespielt. Ich weiß, dass er uns die Daumen drückt.

Erklären Sie mal kurz, warum hat der SV Lippstadt den Aufstieg in die Regionalliga verdient?

Lübbers: Man muss einfach mal sehen, wo wir zu Beginn der Saison standen. Da mussten wir viel Kritik einstecken. Doch nach dem Trainerwechsel ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Wir hatten schon vor Weihnachten viele gute Ergebnisse, aber vor allem in der Winter-Vorbereitung haben wir alle unglaublich hart gearbeitet. Sozusagen den Tank richtig vollgemacht. Das hat uns in den vielen englischen Wochen sehr geholfen. Und wir haben uns spielerisch weiterentwickelt: Da ist zum Beispiel die zweite Halbzeit gegen Haltern (Endstand 5:1; Anm. d. Red.), ich bin jetzt in der sechsten Saison hier, aber so etwas habe ich noch nicht miterlebt. So gut haben wir gespielt.

Letzte Frage: Was glauben Sie, wie viele Fans kommen am Sonntag zum Bruchbaum? Und: Wagen Sie einen Tipp?

Lübbers: Ich wünsche mir, dass es richtig voll wird?-?mit einer tollen Stimmung wie in Kaan-Marienborn. Über 1500 bis 2000 Zuschauer würde ich mich sehr freuen. Mein Tipp? Hm, vielleicht ein Ergebnis wie im Hinspiel: Wir gewinnen 2:0.

Quelle: DER PATRIOT, 25.05.2018