Lippstadts Derby-Held Christopher Balkenhoff (r.) hielt den Punkt beim 0:0 in Wiedenbrück fest. In der 81. Minute entschärfte der reaktionsschnelle SV-Torwart einen Elfmeter von Maier, kurz danach zeigte er gegen denselben Spieler eine Glanzparade. Fotos: Lütkehaus
Lippstadts Derby-Held Christopher Balkenhoff (r.) hielt den Punkt beim 0:0 in Wiedenbrück fest. In der 81. Minute entschärfte der reaktionsschnelle SV-Torwart einen Elfmeter von Maier, kurz danach zeigte er gegen denselben Spieler eine Glanzparade. Fotos: Lütkehaus

Balkenhoff, der Teufelskerl im Tor

Mit einer imponierenden Energieleistung und einem überragenden Torhüter Christopher Balkenhoff zwischen den Pfosten holte der SV Lippstadt im Derby beim SC Wiedenbrück einen verdienten Punkt. Dabei spielte das Bechtold-Team nach der Roten Karte für Kevin Hoffmeier (53.) lange in Unterzahl und nach Gelb/Rot für Cinar Sansar dann sogar in doppelter. Held des Abends war eindeutig der 26-jährige SV-Keeper, der kurz vor Schluss einen von Viktor Maier hart und platziert geschossenen Elfmeter glänzend parierte.

Regionalliga West

SC Wiedenbrück - SV Lippstadt 0:0

Lippstadt – Schiedsrichter Dominik Jolk spielte an diesem Abend eine entscheidende Rolle. Okay, das ist das Kerngeschäft eines Referees. Aber die Regelauslegung des Bergisch Gladbachers war phasenweise nicht nachvollziehbar. Bei der Roten Karte für Hoffmeier lag er richtig, Gelb/Rot für Sansar war völlig überzogen und der von Heiserholt „verursachte“ Elfmeter schlichtweg ein Witz.

„Seit wann kann man Schiris eigentlich in der Lotterie gewinnen?“, echauffierte sich Teammanager Dominik Westerfeld, der am Freitag seinen 40. Geburtstag feierte. Cheftrainer Felix Bechtold fügte hinzu: „Der hat alles gegen uns gepfiffen.“ Sportdirektor Dirk Brökelmann setzte noch einen drauf: „Wir haben heute mit 9 gegen 14 gespielt.“ Die Lippstädter waren nach dem keineswegs hochklassigen, am Ende aber dramatischen Derby richtig sauer. Sie fühlen sich verschaukelt. „Wir haben heute zwei Punkte verloren – wegen des Schiedsrichters“, schimpfte Bechtold.

Der Coach sah in der ersten Halbzeit eine überlegene SV-Mannschaft, die 80 Prozent Ballbesitz hatte (Bechtold: „Wir tracken das“). Auf dem Rasen des Jahnstadions waren die Empfindungen offenbar ähnlich. „Wir hatten alles komplett unter Kontrolle und auch die besseren Chancen“, analysierte Simon Schubert, der an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte. „Die Wiedenbrücker sind nur ins Leere gelaufen. Ich möchte mal wissen, wie es ausgegangen wäre, wenn wir elf gegen elf zu Ende gespielt hätten.“ Dann hätte der SV Lippstadt die Gastgeber ganz sicher geknackt, ließ Bechtold keinen Widerspruch zu.

Tatsächlich startete der SC Wiedenbrück druckvoll in die Partie, Torchancen gab es auf beiden Seiten praktisch aber nicht. Die Schwarz-Roten versuchten es spielerisch zu lösen, was ab Mitte der ersten Halbzeit immer besser gelang. Den besten Ansatz einer Möglichkeit gab es für die Gäste: Pataki probierte es bei seinem Startelf-Debüt nach einer Flanke von Heinz mit einem Hechtkopfball, der Ball streifte aber nur seine Stirn.

Nach dem Wechsel wurde es dann hektisch. Hoffmeier sah nach einem Tritt gegen Beckhoff von hinten zu Recht Rot (53.). Eine Viertelstunde später folgte ihm Sansar mit Gelb/Rot. Lippstadt also in doppelter Unterzahl. Doch der SCW wusste mit seiner numerischen Überlegenheit nichts anzufangen. Im Stammtisch-Jargon formuliert: Der Aufsteiger stellte sich ziemlich dämlich an. Dagegen warfen die Schwarz-Roten alles rein, was sie hatten. Sie wollten diesen Derby unter keinen Umständen verlieren.

Einmal tanzte der Ball nach einem „Flankenschuss“ auf der Latte des Lippstädter Tores. Gefährlich in Strafraumnähe kamen die Gastgeber jedoch nicht, bis der Schiedsrichter zum Entsetzen der Lippstädter in der 81. Minute den Elfmeter pfiff. Maier lief an, schoss hart und flach in die linke Ecke, aber Balkenhoff boxte die Kugel raus. Eine Wahnsinnsaktion des Kapitäns! Kurz danach folgte seine zweite Heldentat: Wieder war es Maier, diesmal aus sieben Metern, aber der Stürmer brachte den Ball nicht am bravourösen Balkenhoff vorbei. „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, stellte der Kapitän hinterher bescheiden fest, „für mich war es ein schöner Abend. Wir haben zu null gespielt. Das tut gut.“

In den letzten zehn Minuten war es tatsächlich ein Derby-Drama, fast noch mit einem Happy End für den SV Lippstadt, denn ein 35-Meter-Aufsetzer des eingewechselten Kalac wäre beinah im Wiedenbrücker Tor gelandet. SC-Torwart Hölscher stand in diesem Moment zu weit vor seinem Kasten.

Letztlich überstanden die Gäste zu neunt auch die sechs Minuten Nachspielzeit. Direkt nach dem Abpfiff spurtete Bechtold 60 Meter zu seinem Torhüter Balkenhoff, um ihn zu umarmen. Das hätte er mit dem Schiedsrichter ganz bestimmt nicht getan.