Leerer Tank und Pech vom Punkt

Nach vier ungeschlagenen Spielen kassierte der SV Lippstadt mit dem 0:3 gegen RW Essen die erste Saisonniederlage. Der Sieg für den Titelfavoriten ging auch in dieser Höhe in Ordnung. Bei den Schwarz-Roten waren die Beine schwer. Nach Steringers verschossenem Elfmeter und einem 0:2-Rückstand zur Pause waren sie nicht mehr in der Lage, das Ding noch zu drehen.

Regionalliga West

SV Lippstadt – RW Essen 0:3 (0:2)


Lippstadt – Was wäre wenn... Janik Steringer den Elfmeter in der zehnten Minute zur 1:0-Führung verwandelt hätte? Reine Spekulation. Der Abwehrchef ist Strafstoß-Schütze Nummer eins beim SV Lippstadt. „Ich war mir sicher, dass ich ihn reinmache“, sagte der 22-Jährige hinterher. Er lief an, verzögerte kurz wie Robert Lewandowski und knallte die Kugel an die Latte. Pech für die Gastgeber. Wie gesagt, wer weiß, wie sich das Spiel sonst entwickelt hätte? Steringer wird trotz des Fehlschusses auch künftig zum Punkt gehen, „wenn die Mannschaft mich lässt.“ Insgesamt bezeichnete der Innenverteidiger den Auftritt der Schwarz-Roten als zu mutlos.

Der verschossene Elfer war ein Weckruf für die Gäste, in der Folge spielte praktisch nur noch RWE. Kapitän Kehl-Gomez erzielte in der 15. Minute nach einer Einwurf-Verlängerung mit einem Flachschuss das 0:1, Engelmann erhöhte nach einem schweren Fehler von Cinar Sansar auf 0:2 (38.). Tormaschine Engelmann und Kehl-Gomez hatten noch drei, vier weitere Hochkaräter, scheiterten aber entweder am glänzend haltenden Lippstädter Keeper Christopher Balkenhoff oder verdaddelten leichtfertig.

„Wir hätten zur Pause höher führen müssen als 2:0“, bemerkte RWE-Coach Neidhart später in der Pressekonferenz. Mit dieser Einschätzung lag er absolut richtig.

In der Pause wechselte der SV: Für Kai-Bastian Evers, der sein erstes Pflichtspiel für die Schwarz-Roten bestritt, kam Zoltan Pataki. „Natürlich hätte ich mir mein Debüt anders vorgestellt“, meinte der frühere Junioren-Nationalspieler, „aber der Trainer hat mir sein Vertrauen geschenkt und das wollte ich bestmöglich umsetzen.“ Der Ex-Oldenburger habe zudem ein leichtes Ziehen verspürt: „Die Auswechslung war ein Stück weit eine Vorsichtsmaßnahme.“

Am Spielverlauf änderte sich im zweiten Durchgang wenig. Die Rot-Weißen blieben das dominierende Team, während die Gastgeber mit zunehmender Dauer platt wirkten. Die 90 Minuten von Lotte unter der Woche hatten eine Menge Kraft gekostet. Das war nun nicht mehr zu übersehen.

Freitag geht’s weiter
beim SC Wiedenbrück

Goalgetter Engelmann stellte in der 49. Minute auf 0:3. Das war die endgültige Entscheidung. Hätten die Essener ihre Chancen konsequenter ausgenutzt, wäre der Sieg noch höher ausgefallen. Zweimal Endres (51./52.), erneut Engelmann (54.) und Kefkir (38.) hatten weitere Treffer auf dem Fuß. Der SV Lippstadt hatte noch eine gute Gelegenheit, als Gerrit Kaiser aus 13 Metern frei zum Schuss kam (60.), aber an Essens Torhüter Davari scheiterte.

„Der Tank war leer“, analysierte SV-Trainer Felix Bechtold und kündigte einen Plan B an. Bis Freitag haben seine Schützlinge nun Zeit, die Reserven aufzufüllen. Dann steht das Nachbarduell beim Aufsteiger SC Wiedenbrück auf dem Plan.

Hella steigt als Sponsor aus

Hella beendet sein finanzielles Engagement beim SV Lippstadt und steigt als Co-Sponsor beim Fußball-Regionalligisten aus. Das bestätigte Thilo Altmann am Rande des Essen-Spiels gegenüber der Sportredaktion. „Das ist sehr enttäuschend“, so der Vereinspräsident, „hier endet eine jahrzehntelange Vertrauensbasis.“ „Lippstadts größter Arbeitgeber, fuhr Altmann fort, „sollte sich mit dem Fußball in Lippstadt identifizieren. „Es gibt ja hier nicht nur die erste Mannschaft, sondern 19, 20 andere. Gerade in Coronazeiten brauchen wir die Unterstützung.“ Der Präsident weiter: „Eine Reduzierung hätten wir verstanden. Aber das Sponsoring komplett einzustellen, ist eine Enttäuschung. Hella ist eben ein Weltkonzern. Da geht es nur um Zahlen. Das müssen wir akzeptieren.“ In der nächsten Saison wird der Ehrengastbereich innerhalb der Sitzplatztribüne nicht mehr „Hella-VIP-Lounge“ heißen.