Niek Munsters gab wie immer alles und holte unter anderem den Freistoß raus, der zum 1:1 führte.
Niek Munsters gab wie immer alles und holte unter anderem den Freistoß raus, der zum 1:1 führte.

SV nach 2:4 im Stimmungstief

Spiel gedreht – und am Ende trotzdem verloren: Der SV Lippstadt schafft es aktuell nicht, sich trotz phasenweise guter Ansätze zu belohnen. Das hat die 2:4-Niederlage gegen den 1. FC Düren schonungslos gezeigt. Eins steht fest: Wenn die Schwarz-Roten diese vielen Fehler nicht ganz schnell abstellen, werden sie die Klasse nicht halten können. Die Stimmung rund um die Liebelt-Arena ist im Keller. Trainer Felix Bechtold sprach in der Pressekonferenz gar von mentaler Zermürbung.

Regionalliga West
SV Lippstadt - 1. FC Düren 2:4 (1:1)

Der Lippstädter Coach wirkte angeschlagen: „Das muss ich emotional erst mal verarbeiten.“ Der 32-jährige künftige A-Lizenz-Inhaber weiß natürlich, dass „in dieser harten Liga“ eine Herkulesaufgabe auf ihn und seine Mannschaft wartet. „Nicht alle sind heute an die hundert Prozent rangekommen“, stellte Bechtold leicht resigniert fest. Es ist nur eine Vermutung, aber wahrscheinlich meinte er damit auch Christopher Balkenhoff. Der Ersatz des verletzten Torhüters Steffen Balkenhoff feierte ein unglückliches Comeback, war mindestens an zwei Gegentreffern nicht schuldlos.

Gefühlstechnisch noch schlechter ging es Viktor Maier, der seine Saisontore vier und fünf erzielte: „Das ist frustrierend. Ich war in meiner langen Karriere noch nie so niedergeschlagen wie jetzt.“ Der Goalgetter analysierte: „Letzten Endes entscheiden kleine Fehler das Spiel. Wir sind einfach nicht in der Lage, konstante Leistungen zu bringen. Es sind zu viele Schwankungen, deshalb stehen wir da, wo wir jetzt stehen.“ Klare Worte des Kapitäns, der erneut voranging. Aber ein Maier allein genügt eben nicht.

Dabei erwischten die Gastgeber vor 530 Zuschauern einen guten Start. In den ersten 20 Minuten war nicht zu erkennen, wer auf Platz zwei liegt und wer gegen den Abstieg spielt. Die Schwarz-Roten agierten gegen den Favoriten von der Nordeifel engagiert und mutig. Dennoch gingen die Gäste mit ihrer zweiten Ecke in Führung: Die Lippstädter Abwehr brachte den Ball nicht aus der Gefahrenzone, und Bakhat erzielte aus kurzer Distanz das 0:1 (20.). In der Folge übernahm Düren das Kommando, der nächste Treffer fiel aber auf der anderen Seite. „Top, top, top“ würde Pep Guardiola wohl jubeln. Einfach herrlich, wie Maier die Kugel per Freistoß aus 20 Metern zum 1:1 in den Knick jagte. „Mister Tor des Monats“ hatte wie schon in Bocholt wieder zugeschlagen. Fast wäre Lee unmittelbar danach sogar das 2:1 gelungen, aber Gästekeeper Theißen war gegen dessen Schrägschuss mit dem Fuß zur Stelle.

Die schwarz-roten Fans verabschiedeten ihre Lieblinge mit einem guten Gefühl in die Pause. Und dies wurde noch besser, als Maier in der 56. Minute im Strafraum von Weber gefoult wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte der Kapitän bombensicher zum 2:1. Eigentlich lief das Spiel jetzt wie gemalt für die Lippstäder, die hinten „nur“ sicher stehen und auf Konter lauern musten.

Doch dann kam sie wieder, die große Schwäche. In der 63. Minute hatte der SV noch Glück, als Kühnel einen von Allmeroth verursachten Strafstoß über das Tor drosch. Wenig später dann aber doch das 2:2 (68.) für Düren: Kühnel versuchte es einfach mal aus 25 Metern, der Ball tickte auf und war drin – vorbei am verdutzten Balkenhoff. Wenigstens einen Punkt ins Ziel retten, hofften die Anhänger. Ihr Team bemühte sich weiter, nach vorn brachte es bis auf eine verunglückte Flanke von Lee aber nicht mehr viel zustande.

Ganz anders die Gäste, die nun ihre Chance witterten. Nur drei Minuten nach dem 2:2 stand es plötzlich 2:3 (71.). Goden sprintete über die rechte Seite Richtung SV-Tor, Balkenhoff stürzte aus seinem Kasten: Aber der FC-Torjäger war schneller am Ball und spitzelte ihn in die Maschen. Das war’s für die deprimierten SVer. Das 2:4 (94.) erneut durch Goden unmittelbar vor dem Abpfiff fiel nicht mehr ins Gewicht.

Beim Tabellenvierten Bocholt verloren (1:2), jetzt gegen den Zweiten Düren (2:4), und am Samstag geht’s zum Dritten Wuppertaler SV. Felix Bechtold ist gerade nicht zu beneiden um seine Aufgabe. In beiden Begegnungen haben die Schwarz-Roten jeweils einen Zähler hergeschenkt. Das macht es nicht leichter. Sich selbst um die Früchte der Arbeit bringen – das meinte der SV-Coach wohl mit der mentalen Zermürbung.