Ging mit Leistung und nach dem Schlusspfiff auch als Lautsprecher voran: Phil Halbauer (vorne) gehörte zu den Aktivposten im Lippstädter Spiel und fragte die eigenen Anhänger, wer Derbysieger sei. „Nur der SV Lippstadt!“, hallte es aus dem Fanblock zurück. Fotos: Heinke
Ging mit Leistung und nach dem Schlusspfiff auch als Lautsprecher voran: Phil Halbauer (vorne) gehörte zu den Aktivposten im Lippstädter Spiel und fragte die eigenen Anhänger, wer Derbysieger sei. „Nur der SV Lippstadt!“, hallte es aus dem Fanblock zurück. Fotos: Heinke

SV Lippstadt in Ahlen: Platzsturm nach Kaiser-Tor zum 0:3

Selbst einen Platzsturm in der Nachspielzeit – nach dem dritten Ahlener Gegentor – überstanden die Regionalliga-Fußballer des SV Lippstadt. Wütende RWA-Fans kletterten über den Zaun und wollten teilweise sogar auf die eigene Mannschaft los. Ordner und Polizei mussten einschreiten. Aus allem raus hielten sich die Lippstädter, die den ersten Dreier im Jahr 2023 – ein hochverdientes 3:0 im Wersestadion – mit ihren Anhängern ausgiebig feierten.

Regionalliga West

RW Ahlen - SV Lippstadt 0:3 (0:1)

Die Heimpremiere von Ahlens neuem Trainer Markus Kaya misslang somit völlig. Grund dafür war eine Lippstädter Mannschaft, die mutig und zielstrebiger auftrat als in den Wochen zuvor. Zudem präsentierten sich die Schwarz-Roten, anders als der Gegner, eiskalt vor dem gegnerischen Kasten. Bestes Beispiel: In der 19. Spielminute kamen die Platzherren zu ihrer größten Möglichkeit überhaupt, als Andre Dej einen Schuss an die Unterkante der Latte setzte. Keine 60 Sekunden später klingelte es auf der anderen Seite. Marvin Mika, der erneut den weiterhin verletzten Viktor Maier vertrat – und dies überaus erfolgreich tat – wurde auf der halbrechten Position freigespielt und vollstreckte eiskalt ins lange Eck zum 0:1.

Für die bis dahin aggressiv auftretenden Ahlener ein echter Schock, von dem sich die Mannschaft lange nicht erholen sollte. Lippstadt hatte in der Folge mehrfach die Gelegenheit, die Führung sogar auszubauen. Doch der ansonsten auffällige Phil Halbauer hatte mit seinem linken Fuß kein Zielwasser getrunken. Auch Torschütze Marvin Mika scheiterte aus spitzem Winkel am Ahlener Schlussmann (32.). In dieser Phase waren die Gäste nur zu Zehnt auf dem grünen Rasen, nachdem Lars Holtkamp sich am Oberschenkel verletzt hatte und die Einwechslung von Neuzugang Seungwon Lee etwas Zeit in Anspruch nahm. Auf Ahlener Seite hörte man die ersten wütenden Fanreaktionen abseits des Platzes. Davon ließen sich die Lippstädter überhaupt nicht beeindrucken und hätten nach 45 Minuten durchaus höher führen können als nur mit 1:0.

Doppelwechsel bringt
Ahlen neuen Schwung

Zur Pause nahm Ahlens Coach Kaya dann einen Doppelwechsel vor. Skoda im Mittelfeld und Borgmann über die linke Seite brachten auch gleich Schwung rein. Doch auffälligster Ahlener direkt nach dem Seitenwechsel war Davud Tuma, der einige gefährliche Flanken in den Lippstädter Strafraum schlug. Einen Abnehmer fand aber auch er nicht. „Die ersten 15 Minuten in der zweiten Halbzeit waren etwas kribbelig“, sah auch Lippstadts Cheftrainer Felix Bechtold eine mutiger werdende Ahlener Mannschaft, die – so hatte man den Anschein – ihre letzte Chance im Kampf um den Klassenverbleib unbedingt beim Schopfe packen wollte. Doch auch diese Druckphase des Gegners überstanden die Gäste und ergriffen nach gut einer Stunde selbst wieder die Initiative. Wobei die Partie nun deutlich ruppiger wurde und der Schiedsrichter allein im zweiten Abschnitt sieben Mal den gelben Karton zücken musste.

Mika bereitet das 0:2
durch Matter vor

Für die Vorentscheidung sorgte dann Henri Matter mit seinem sechsten Saisontor. Im Fallen spitzelte Marvin Mika das Spielgerät rüber zu seinem Teamkollegen, der scheinbar mühelos zum 0:2 vollstreckte (74.). Ahlens Fans verstummten danach immer mehr. Und als in der 93. Minute der eingewechselte Ex-RWA-Akteur Gerrit Kaiser sogar noch den dritten Treffer nachlegte – nach Vorarbeit von Lee – brachen im Ahlener Fanblock alle Dämme. Ein Platzsturm war die Folge. Der Unparteiische, der eigentlich fünf Minuten Nachspielzeit anzeigen ließ, pfiff die Begegnung direkt ab. Wütende und enttäuschende Ahlener Fans machten auch vor der eigenen Mannschaft nicht Halt. Die Lage drohte zu eskalieren, ehe Ordner und Polizei die Gemüter etwas beruhigen konnten. Auf der anderen Seite feierte ganz Lippstadt den ersten Dreier im Jahr 2023.