Einschwören auf die letzten entscheidenden Wochen in der Regionallliga West: Cheftrainer Felix Bechtold (Mitte) musste sein Team nach dem enttäuschenden 1:2 in Oberhausen wieder aufbauen. Die mehr als ordentliche Leistung seiner Schützlinge wurde nicht belohnt. Foto: Raestrup
Einschwören auf die letzten entscheidenden Wochen in der Regionallliga West: Cheftrainer Felix Bechtold (Mitte) musste sein Team nach dem enttäuschenden 1:2 in Oberhausen wieder aufbauen. Die mehr als ordentliche Leistung seiner Schützlinge wurde nicht belohnt. Foto: Raestrup

1:2 bei RW Oberhausen: Warum der SV Lippstadt trotzdem Hoffnung schöpfen kann

Die Kleeblätter waren an diesem Tag ihr eigener Glücksbringer: Obwohl der SV Lippstadt am Samstag bei Rot-Weiß Oberhausen eine gute Leistung ablieferte und über weite Strecken der Partie das bessere Team waren, blieben die Punkte am Ende im Niederrhein-Stadion. Die 1:2-Niederlage im Schatten des Gasometers verschärft die Abstiegssorgen der Schwarz-Roten, zumal der Bonner SC in Straelen gewann und das Bechtold-Team somit auf den vorletzten Platz abrutschte.

Regionalliga West

RW Oberhausen - SV Lippstadt 2:1 (1:1)

Lippstadt – Chefcoach Felix Bechtold war am Ende der Partie hin- und hergerissen. Groß war die Freude über die Leistung seiner Mannschaft, die nach den heftigen Klatschen in Essen und Münster dieses Mal ein ganz anderes Gesicht zeigte. Gelindert haben dürfte es den Schmerz über die 17. Saison-Niederlage allerdings nicht. „Die Chance war groß, hier einen Punkt mitzunehmen. Der Zähler hätte der Moral gutgetan. So aber stehen wir einmal mehr mit leeren Händen da“, resümierte der 30-Jährige geknickt.

Wichtig aber für den SV Lippstadt: Die Torflaute ist beendet. Nach 714 Minuten ohne eigenen Treffer netzte Torjäger Gerrit Kaiser mal wieder ein. Doch dem war das am Ende herzlich egal: „Ich habe davon gelesen, dass ich Ladehemmung hätte. Aber das hat mich nicht interessiert“, antwortete der 27-Jährige betont cool auf die Frage, wie gut es tat, mal wieder getroffen zu haben.

Geholfen hat die 13. Kaiser-Bude der Saison den Schwarz-Roten am Ende ohnehin nicht. Wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre, hätte der SV die 1:0-Führung in der 38. Minute mit in die Pause genommen? Doch auf den Kaiser-Treffer – der Torjäger vollendete nach schönem Pass in den Lauf von Karimani wuchtig ins untere rechte Eck – folgte postwendend die schwarz-rote Ernüchterung. RWO-Stürmer Terada vollstreckte freistehend vor Balkenhoff aus halblinker Position eiskalt zum schnellen Ausgleichstreffer (42.).

Bemerkenswert: Dem Tor war ein blitzsauberer Konter vorausgegangen – vom Heimteam, das 0:1 zurücklag. Hier fehlte es an taktischer Cleverness der Lippstädter, die in dieser Szene vor allem im Mittelfeld zu große Lücken offenbarten.

Anstatt jedoch die Köpfe hängen zu lassen, traten Steringer und Co. in der zweiten Hälfte noch selbstbewusster auf und zeigten ansehnlichen Kombinationsfußball. Das führte zu guten Einschussmöglichkeiten von Karimani (57.), der eine seiner besseren Partien im SV-Trikot machte, Schubert per Freistoß (63.) sowie Kaiser (68.).

Nicht ein einziges Mal waren die Hausherren bis dahin gefährlich vor dem Lippstädter Gehäuse aufgetaucht. Doch plötzlich waren die Kleeblätter da. Erst entschärfte Schubert noch einen Schuss von links auf der Torlinie (74.), dann zappelte der Ball doch in den Maschen. Der aserbaidschanische Ex-Nationalspieler Tugrul Erat ließ an der Strafraumgrenze einen SVer ins Leere grätschen und schoss wuchtig zur glücklichen Führung der Gastgeber ein (78.).

SV-Trainer Bechtold reagierte sofort und brachte mit Oelsner für Evers einen schnellen Mann für die Außenbahn. Fast hätte Bechtold auch ein glückliches Händchen bewiesen, denn nur wenige Minuten später zappelte die Kugel nach Oelsners Schuss aus kürzester Distanz im RWO-Netz. Doch die Freude währte nur Sekunden: Der Joker stand knapp im Abseits (82.). Vorausgegangen war der Chance übrigens ein sehenswerter Seitfallzieher von Heiserholt, der auf der Linie geklärt wurde.

Dass die Oberhausener in der Lippstädter Schlussoffensive noch zweimal Aluminium trafen – geschenkt. Ob das Spiel nun 1:2 oder 1:3 aus SV-Sicht ausgegangen wäre, spielte am Ende keine Rolle mehr. Denn wieder gab es vom Gegner nach Abpfiff zwar viel Lob (RWO-Coach Terranova: „Lippstadt hat ein richtig gutes Spiel gemacht!“), doch einmal mehr blieb das Punktekonto der Schwarz-Roten leer. Im Tabellenkeller ist es nun noch enger geworden. Gut für den SV Lippstadt, dass zumindest Ahlen einen noch schwärzeren Tag erwischte. Die Rot-Weißen verloren mit 1:6 auf Schalke und rutschten damit erneut ans Tabellenende.

++++ Auf einen Blick ++++

RW Oberhausen - SV Lippstadt 2:1 (1:1)

RW Oberhausen: Benz – Winter, Goralski, Lenges (76. Steinmetz), Fassnacht, Müller (79. Öztürk), Reinert (57. Kreyer), Erat, Propheter, Odenthal (56. Oubeyapwa), Terada

SV Lippstadt: Balkenhoff – Steringer, Schubert, Sansar (85. Meier), Heiserholt, Evers (80. Oelsner), Liehr, Hoffmeier, Karimani (69. Arenz), Heinz, Kaiser (78. Henneke)

Tore: 0:1 Kaiser (38.), 1:1 Terada (42.), 2:1 Erat (78.)

Gelbe Karten: Goralski, Lenges, Fassnacht, Kreyer / Liehr

Zuschauer: keine

Schiedsrichter: Timo Gansloweit (Dortmund)

++++ Die Trainerstimmen ++++

Mike Terranova (RW Oberhausen): „Ich finde, dass Lippstadt ein richtig, richtig gutes Spiel gemacht hat. Sie haben so gespielt wie eine Mannschaft, die Punkte braucht, spielen muss. Deswegen bin ich wirklich froh, dass wir die drei Punkte mitgenommen haben. Bei unserem Spielmacher Mike Odenthal, den ich zur Halbzeit ausgewechselt habe, war ich mit seiner Körpersprache nicht zufrieden. Wenn ein bisschen mehr Zeit gewesen wäre, hätte ich vielleicht schon früher gewechselt. Ich weiß, was er drauf hat, aber das war mir ein bisschen zu wenig.“

Felix Bechtold (SV Lippstadt): „Das war heute ein Schritt in die richtige Richtung. So muss man erst mal auftreten nach zwei so herben Niederlagen, wo wir viele Gegentreffer kassiert haben. Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Hätten wir die Führung mit in die Pause genommen, wäre das durchaus verdient gewesen. In der zweiten Hälfte war es dann ein offener Schlagabtausch, sehr unterhaltsam für den neutralen Zuschauer. Wichtig ist: Der SV Lippstadt steht wieder. Wir haben uns von den Niederschlägen erholt und einmal mehr gezeigt, dass wir mithalten können. Jetzt liegt am Mittwoch im Westfalenpokal gegen Lotte ein absolutes Highlight vor uns. Wir haben eine große Chance, uns für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Darauf richten wir unseren Fokus.“