Unerklärlicher Acht-Minuten-Blackout des SV Lippstadt beim 1:3 gegen RW Ahlen

Bis zur 60. Minute war der Auftritt des SV Lippstadt im ultimativen Kellerduell gegen RW Ahlen zwar nicht überragend, aber ordentlich. Das Bechtold-Team verwaltete die 1:0-Führung souverän und kontrollierte das Geschehen. Doch dann kippte das Wetter und plötzlich auch das Spiel. Dunkle Gewitterwolken zogen über der Liebelt-Arena auf – und die SVer erlebten auf dem Platz ihr ganz persönliches Donnerwetter.

Lippstadt – Innerhalb von acht Minuten verwandelten die Gäste das 1:0 auf der Anzeigetafel in ein 1:3. Ein Acht-Minuten-Blackout, von dem sich die Lippstädter nicht mehr erholten. Trainer Felix Bechtold war nach dem Spiel ratlos: „Ich habe keine Erklärung dafür, was in diesen Minuten passiert ist.“

Fakt ist: Die Schwarz-Roten verpassten durch die Niederlage die Riesenchance, einen direkten Konkurrenten auf Abstand zu halten. Im Keller der Regionalliga geht es nun noch enger zu – und die Luft wird merklich dünner.

Regionalliga West

SV Lippstadt - RW Ahlen 1:3 (1:0)

Dass diese Partie nicht unbedingt das Potenzial für einen fußballerischen Leckerbissen hatte, war angesichts der angespannten Tabellenlage beider Teams zu erwarten. Und so kam es auch. Spielerische Glanzpunkte blieben die Ausnahme, bis auf Halbchancen durch Ahlens Holldacks (10.) per Distanzschuss sowie Sansar (13.) und Dogan (15.) auf der Gegenseite brachten die Kellerkinder nichts zustande.

Nach knapp 25 Minuten gewannen die Hausherren dann mehr Kontrolle und ließen phasenweise ihr gutes Kombinationsspiel aufblitzen. Das wurde belohnt: Valentin Henneke versenkte die Kugel nach einer Ecke aus 14 Metern per sattem Schuss in den Ahlener Maschen (31.).

Bis dato also alles in Butter für das Bechtold-Team, das anschließend nicht mehr viel zuließ und auch nach dem Seitenwechsel zunächst souverän aufspielte. Man kann den Schwarz-Roten allerdings vorwerfen, in dieser Phase nicht mit Druck auf das zweite Tor gespielt zu haben, denn die Passivität wurde letztlich bestraft.

Während sich die weithin sichtbare Gewitterfront bedrohlich der Liebelt-Arena näherte, donnerte RW-Angreifer Mai das Leder nach einem Einwurf von der Seitenlinie an Balkenhoff vorbei ins Tor zum 1:1 (60.). Ein Wirkungstreffer.

„Nach dem Ausgleich haben wir jegliches Selbstvertrauen verloren“, schüttelte Torschütze Henneke nach der Partie mit dem Kopf, dann kriegen wir noch zwei schnelle Gegentore und laufen der Musik letztlich wieder hinterher.“

Frustration pur, denn auf das 1:1 folgten innerhalb von acht Minuten das 1:2 und das 1:3. Völlig verunsichert ließen die Lippstädter RW-Akteur Wiesweg freie Hand, als er das 2:1 erzielte (65.). Mit dem dritten Ahlener Treffer durch RW-Kapitän Kahlert (68.) war der Drops dann quasi gelutscht. Zwar warfen Henneke und Co. anschließend noch mal alles nach vorne, doch konnten auch die eingewechselten Offensivkräfte Heinz, Mika und Meier keine Akzente mehr setzen.

Interessant: Ahlens Coach Andreas Zimmermann analysierte unmittelbar nach dem Schlusspfiff: „Lippstadts Wille, Fußball zu spielen, ist ihnen in der zweiten Hälfte zum Verhängnis geworden.“ Was er meinte? Anstatt die Situation vor dem 1:1 mit einem langen Ball hinten raus zu klären, verzettelten sich die SVer im Kombinationsspiel.

Eine Ansicht, die sein Gegenüber Felix Bechtold so nicht unbedingt teilte. Vielmehr war der 30-Jährige schlichtweg ratlos, was in diesen acht Minuten mit seiner Mannschaft los war. Bis auf Kai Bastian Evers, der für den gelb-rot-gesperrten Schubert in die Innenverteidigung gerückt war, übte er scharfe Kritik am Abwehrverhalten vor den Gegentoren: „Die können wir alle besser verteidigen.“

Doch auch mit seiner Offensivabteilung konnte der Coach an diesem Tag nicht zufrieden sein. Weder Maier im Sturm noch Dogan im offensiven Mittelfeld, die für Kaiser und Berisha in die Startelf gerückt waren, setzten entscheidende Akzente.

Nun müssen die Schwarz-Roten zusehen, dass am Ostersamstag beim nächsten Abstiegsgipfel in Wegberg-Beeck ein Sieg herausspringt. Denn sonst werden die Wolken über der Liebelt-Arena zusehends düsterer.

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++++ Auf einen Blick ++++

Regionalliga West, 32. Spieltag SV Lippstadt - RW Ahlen 1:3 (1:0)

SV Lippstadt:

Balkenhoff – Steringer, Heiserholt, Sansar (82. Meier), Evers, Dogan (66. Heinz), Henneke, Hoffmeier, Liehr, Arenz (74. Mika), Maier

RW Ahlen: Schipmann – Abgoagye (46. Anan), Lindner, Marzullo (46. Pihl), Mai (90. Bayaki), Schmitz, Wiesweg, Francis, Kahlert, Kacinoglu, Holldack (46. Altun)

Tore: 1:0 Henneke (31.), 1:1 Mai (60.), 1:2 Wiesweg (65.), 1:3 Kahlert (68.)

Gelbe Karten: Maier, Evers, Meier / Schmitz, Kahlert, Holldack, Pihl Zuschauer: 0; Schiedsrichter: David-Markus Koj (Wegberg)

     

++++ Trainerstimmen ++++

Felix Bechtold (SV Lippstadt):

„Ich muss heute für die 15 bis 20 Minuten nach der 60. Minute eine Erklärung finden, aber da gibt es keine Erklärung. Mir stellt sich die Frage, wie man ein Spiel 60 Minuten lang so kontrollieren kann und es dann so aus der Hand gibt. Es kann meiner Meinung nach nicht an den drei Wechseln der Ahlener in der Pause gelegen haben, denn Ahlen hatte auch nach Wiederanpfiff taktisch nichts zu bieten. Solche Wechsel dürfen uns nicht interessieren. Kai Bastian Evers war heute der einzige von uns, der sich gewehrt hat. Das 1:1 können wir besser verteidigen, genau so wie die anderen Gegentore auch, aber nach dem ersten war es sicherlich Kopfsache bei den Jungs. Richtige Torchancen haben wir uns dann auch nicht mehr herausgespielt.“

Andreas Zimmermann (RW Ahlen): „Wir wussten, dass die Lippstädter spielerisch stark sind und haben das in der ersten Hälfte auch zu spüren bekommen. In der Halbzeit mussten wir deswegen reagieren und haben dreimal gewechselt. Die Lippstädter wollen immer zocken, immer sauber hinten raus spielen, das ist ihnen dann in der zweiten Hälfte zum Verhängnis geworden. Sie haben sich verzettelt. Wir haben unsere Standards sauber zu Ende gebracht und es war überragend, wie die Jungs am Ende alles reingeworfen haben. Natürlich hatten wir auch das Quäntchen Glück, aber letztlich haben wir es ausgenutzt, dass die Stärke des SV Lippstadt zu ihrer Schwäche geworden ist. Ich freue mich, dass unsere taktische Umstellung in der Pause belohnt wurde.“