SV Lippstadt verliert 0:4 gegen Preußen Münster

Der SV Lippstadt steckt tief in den roten Zahlen. Nicht finanziell, sondern in der Regionalliga-Tabelle. Dort ist die Bechtold-Elf nach der 0:4-Niederlage gegen Preußen Münster auf den 18. Platz abgerutscht. Im Heimspiel gegen den Drittliga-Absteiger war Schwarz-Rot schlichtweg chancenlos. Selbst Cheftrainer Felix Bechtold räumte ein: „Münster war heute eine Klasse besser.“

Lippstadt – Nicht nur der Trainer war nach der Partie richtig angefressen, sondern auch Gerrit Kaiser: „Bitte nur ganz kurz, ich hab echt keinen Bock“, entgegnete der vor dem Spiel doch noch rechtzeitig fit gewordene Topstürmer der Schwarz-Roten auf die O-Ton-Anfrage. „Wir kriegen die Tore zu einfach. Nach zwölf Minuten steht es 0:2, danach haben wir es eigentlich ganz gut gemacht, aber mit dem 0:3 war die Sache erledigt.“

Deutlich besser war dagegen verständlicherweise die Laune von Marcel Hoffmeier. Der Ex-Lippstädter, nun in Diensten von Preußen Münster, verpasste das direkte Duell mit seinem Zwillingsbruder Kevin zwar verletzungsbedingt, freute sich am Ende aber über drei „völlig verdiente“ Punkte. „Klar, habe ich auch ein bisschen Mitleid mit meinem Bruder, aber ich bin mir sicher, dass er schnell wieder aufsteht.“

Regionalliga West

SV Lippstadt - Preußen Münster 0:4 (0:2)

Die gegenteilige Gemütslage nach der Partie spiegelte ziemlich genau die vorherigen 90 Minuten auf dem Platz wider. Der Traditionsverein aus Münster spielte ganz entspannt seinen Stiefel herunter, die Lippstädter liefen meistens hinterher.

So auch beim frühen Treffer zum 0:1, als Osman Atilgan völlig unbedrängt durchs sträflich freie Verteidigungszentrum des SV spazieren durfte und die Kugel präzise an Christopher Balkenhoff vorbei in den Lippstädter Kasten schob (8.). Nur vier Minuten später folgte das 0:2. Alexander Langlitz verwandelte einen von Jan-Lukas Liehr an Dominik Klann verursachten Foulelfmeter souverän (12.).

„Ich bin froh, dass wir die ersten Chancen sofort genutzt haben“, gab Preußen-Trainer Sascha Hildmann hinterher zu. Für den SV Lippstadt wars ein Déjà-vu. Schon gegen Fortuna Köln eine Woche zuvor lag die Bechtold-Elf nach 45 Minuten mit 0:2 zurück. Doch im Gegensatz zu diesem Spiel, wo die Schwarz-Roten mit toller Moral den Rückstand noch aufholten, sollte es dieses Mal kein Happy End geben.

Dabei hätte eine Szene direkt nach Wiederanpfiff den Spielverlauf entscheidend ändern können. Valentin Henneke kam nach punktgenauer Flanke von Simon Schubert im Sechzehner völlig frei zum Kopfball, doch Münsters Keeper Marco Dedovic verhinderte den Lippstädter Anschlusstreffer mit einem Mega-Reflex (47.).

Wer weiß, was dieses Tor bewirkt hätte? Vielleicht wäre den SVern eine ähnliche Aufholjagd wie schon gegen Köln gelungen. Doch Fußball findet nun mal nicht im Konjunktiv statt. Der Treffer fiel nicht, stattdessen fingen sich die SVer das 0:3 (59.). Eine Körpertäuschung von Preußen-Stürmer Joel Grodowski im Zentrum reichte dabei aus, um die komplette Lippstädter Defensive auszuhebeln. Aus spitzem Winkel tunnelte der Torjäger SV-Keeper Balkenhoff, der an diesem Tag wirklich nicht zu beneiden war. Denn auch beim Treffer zum 0:4 war der Lippstädter Kapitän machtlos, als Langlitz nach flacher Hereingabe von der linken Seite im Zentrum nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte (81.).

Damit war die fünfte und bisher höchste Saison-Niederlage für Schwarz-Rot besiegelt. Doch woran hat es diesmal gelegen? Zuallererst: Preußen Münster spielte seine ganze Klasse aus – und das, obwohl Trainer Sascha Hildmann eine Elf auf den Platz geschickt hatte, die so noch nie zusammengespielt hat. Hinzu kommt, dass das Spiel der Lippstädter von Beginn an geprägt war von vielen Unsicherheiten und Fehlpässen. Hier eine ungenaue Ballannahme, da ein Pass ins Seitenaus. Gegen eine Top-Mannschaft wie Preußen wird so etwas direkt bestraft.

Auffällig auch die fehlende Variabilität in den Angriffen der Hausherren. Ging in der ersten Halbzeit fast alles über die linke Offensivseite oder durchs Zentrum, beschwerte sich in den zweiten 45 Minuten Außenspieler Cinar Sansar mehrmals lautstark über zu wenig Beschäftigung im Spiel nach vorne. Dardan Karimani konnte den gelb-gesperrten Lucas Arenz im zentralen Mittelfeld nicht gleichwertig ersetzen.

Und wenn der SV mal ins letzte Drittel vorstieß, verstrickten sich die jungen Angreifer auf den Außenbahnen zu oft in Dribblings, anstatt den direkten Weg zum Tor zu suchen.

Exakt zwei Tage hat Felix Bechtold Zeit, diese Dinge anzusprechen, denn schon am Dienstag geht das Mammutprogramm in der Regionalliga West für den SV Lippstadt weiter. Um 18 Uhr ist niemand Geringeres als der aktuelle Tabellenzweite, die U23 von Borussia Dortmund, in der Liebelt-Arena zu Gast.

   

SV Lippstadt: Balkenhoff - Steringer, Schubert (84. Kyeremateng), Evers, Sansar, Hoffmeier, Henneke, Liehr, Karimani, Heinz (72. Zottl), Kaiser (63. Heiserholt)

Preußen Münster: Dedovic - Schauerte, Grodowski (67. Schwadorf), Mekonnen (79. Przondziono), Scherder, Atilgan (67. Touray), Klann, Remberg (76. Zahn), Erdogan, Langlitz, Heidemann

Tore: 0:1 Atilgan (8.), 0:2 Langlitz (12., Foulelfmeter), 0:3 Grodowski (59.), 0:4 Langlitz (81.)

Gelbe Karten: Karimani, Kaiser