Gruppenbild mit Fans und Einlaufkindern: Am 30. Spieltag machte der SV Lippstadt mit dem 3:0 gegen Bocholt den Klassenerhalt in der Regionalliga West perfekt. Klar, dass diese extrem gute Leistung der Mannschaft gebührend gefeiert wurde. Fotos: Lütkehaus
Gruppenbild mit Fans und Einlaufkindern: Am 30. Spieltag machte der SV Lippstadt mit dem 3:0 gegen Bocholt den Klassenerhalt in der Regionalliga West perfekt. Klar, dass diese extrem gute Leistung der Mannschaft gebührend gefeiert wurde. Fotos: Lütkehaus

In Rekordzeit zum Klassenerhalt

Eitel Sonnenschein im Dauer-Nieselregen: So schnell wie noch nie haben die Fußballer des SV Lippstadt den Klassenerhalt am 30. Spieltag durch einen am Ende souveränen 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Bocholt perfekt gemacht. Um exakt 15.48 Uhr war es am Samstag fix: Die Schwarz-Roten spielen auch in der nächsten Saison – dann im sechsten Jahr in Folge – in der 4. Liga. Mehr geht eigentlich nicht für das finanziell limitierte Bechtold-Team. „À la bonne heure“, wie es Ehrenmitglied Karl-Heinz Rummenigge formulieren würde.

Regionalliga West
SV Lippstadt - 1. FC Bocholt 3:0 (0:0)

Bravo, SV Lippstadt. Die eingefleischtesten Fans feierten ihre Mannschaft nach dem Schlusspfiff in der Liebelt-Arena begeistert. Im allgemeinen Freudentaumel wurde der eine oder andere gar übermütig: „Im nächsten Jahr werden wir Meister!“, schallte es aus dem LP-Block, während die Kicker selbst ihren bewährten Brust-an-Brust-Verdrängungstanz auf dem nassen Rasen aufführten und dabei wild mit den Armen kreisten. Mittendrin der kräftige Teammanager Dominik Westerfeld, der Kapitän Christopher Balkenhoff gleich mal huckepack nahm und im Slalom durch hüpfende schwarz-rote Ballartisten schleppte. Es ging richtig die Post ab. Und wenn man ehrlich ist, haben die träumenden Anhänger ja Recht: Der SV Lippstadt zeigte in der Saison 2022/23 eine echte Meisterleistung. 42 Punkte nach 30 Spielen – das gab es noch nie. Diese eindrucksvolle Bilanz hielt Cheftrainer Felix Bechtold jedoch nicht davon ab, nachdem er allen Beteiligten gleich mehrfach gedankt hatte, in die nahe Zukunft zu blicken: „Wir wollen gierig bleiben und das Optimale aus der Saison herausholen. Wir haben noch vier tolle Spiele.“

Mit dem zweifachen Torschützen Henri Matter hatte der Coach schon mal einen Verbündeten. Der meinte nach dem Abpfiff: „Wir geben weiter Gas, denn wir wollen die beste Saison des Vereins in der Regionalliga spielen.“ Also noch besser als jetzt.

„Ich fand uns schon in der ersten Halbzeit gar nicht so schlecht“, analysierte der 21-jährige Rheinländer die Begegnung, „aber es stimmt. Die zweite Halbzeit war deutlich besser. Da haben wir eine sehr gute Leistung gezeigt.“ Die Frage nach seiner eigenen sportlichen Zukunft beantwortete der kreative Mittelfeld-Mann (bisher neun Saisontore; angeblich Angebote aus der 3. Liga) dann doch eher ein bisschen ausweichend: „Wir spielen jetzt die Saison zu Ende, und dann gucke ich mal. Ich kann nur sagen: Es macht sehr viel Spaß mit der Mannschaft.“

Bedeutet? Abwarten. Doch die Tendenz dürfte eindeutig sein.

Zur Partie gegen Bocholt selbst: Sie fand bei bestem „Heimspielwetter“ statt. Wie schon gegen Wattenscheid vor 14 Tagen regnete es in einer Tour. Die Aktionen in der Liebelt-Arena schienen sich im ersten Durchgang den äußeren Bedingungen anpassen zu wollen. Viel Stückwerk, viele Fehlpässe, wenig Torgefahr. Ach, eigentlich gar keine. Die Gäste aus Bocholt, die im Abstiegskampf noch jeden Zähler benötigen, wirkten insgesamt etwas wacher. Mehr aber auch nicht. Das 0:0 zur Pause entsprach dem Spielverlauf. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass die noch 3:0 gewinnen“, schüttelte ein Besucher im VIP-Raum ungläubig den Kopf. Doch in den zweiten 45 Minuten machten die Gastgeber ernst. Plötzlich fluppte es. Immer wieder kamen die Schwarz-Roten schnell und zielstrebig über die Flügel und brachten den Gegner damit in große Verlegenheit. So auch beim 1:0 (55.): Nach einem Angriff über rechts mit Möller und Holtkamp drückte Matter die Kugel aus dem Gewühl heraus über die Linie. Beim 2:0 (70.) war es eine hohe Flanke in den Strafraum: Der eingewechselte Maier wuchtete den Ball mit dem Kopf über die Linie. Sein zwölftes Saisontor. Reck im Bocholter Tor, bis zum Sommer 2022 noch in Diensten des SV Lippstadt, war machtlos. So auch beim 3:0 (88.), als ihn Matter mit einem Drehschuss ins kurze Eck überwand. Die Verhältnisse waren längst geklärt. Mika (73./82.) und Traore (78.), jeweils mit super Chancen, hätten das Ergebnis in die Höhe schrauben können. Aber dann hätten die euphorischen Fans vielleicht von der Champions League gesungen.