Kooperation mit VfL Bochum für SV keine Einbahnstraße
Jugendabteilung des SVL geht neue Wege
Da hat sich der SV Lippstadt einen richtig dicken Fisch an Land gezogen: Der Bruchbaum-Club kooperiert in Zukunft mit keinem Geringeren als dem VfL Bochum. Der Zweitligist aus dem Revier erhofft sich einen besseren Überblick über die Talente, die in Lippstadt und Umgebung auf den Fußballplätzen unterwegs sind. Und was springt für die Schwarz-Roten raus? „Einiges", verspricht der Sportliche Nachwuchsleiter des SV, Axel Hildebrandt.
„Wir haben gute Gespräche mit den Bochumern geführt", bekräftigte Jugendleiterin Brigitte Rühlemann bei der Vertragsunterzeichnung, die gestern im Clubheim des Oberligisten stattfand. Mit dabei war auch Dennis Gieseker, der beim VfL Bochum für die Koordination der Kooperationsvereine zuständig ist. Beide Parteien sind sich einig, dass die Zusammenarbeit in beide Richtungen funktionieren soll und keine Einbahnstraße ist.
Der VfL setzt auf den Lippstädter Club bei der Beschaffung von Informationen über Nachwuchstalente: „Wir wollen die Spieler aus Ostwestfalen schneller kennenlernen. Da ist ein vertrauensvoller Partner vor Ort, der diese Informationen hat, genau das Richtige", erklärt Gieseker.
Der SV Lippstadt seinerseits kann im Rahmen der Kooperation verschiedene Angebote des Zweitligisten wahrnehmen. „Das erstreckt sich von Trainerfortbildungen über angedachte Talenttage bis hin zu Freundschaftsspielen", sagt Axel Hildebrandt, der momentan die A-Jugend der Schwarz-Roten coacht.
Die erste Idee für diese Zusammenarbeit kam übrigens vom Revierclub selbst, der genau weiß, warum er sich den SV Lippstadt ausgesucht hat: „Zum einen ist da natürlich die Region, die uns interessiert hat. Aber auch die sportliche Qualität und die der Trainerausbildung waren wichtig. Zudem achten wir bei der Suche nach Partnern auf die Ligenzugehörigkeit der einzelnen
Jugendmannschaften und natürlich auf die der ersten Mannschaft", so Gieseker. Diese Kriterien habe der Bruchbaum-Club mit Bravour erfüllt.
Brigitte Rühlemann stand dem Angebot aus Bochum allerdings zunächst skeptisch gegenüber: „Wir hatten schon vorher solche Anfragen, zum Beispiel aus Bielefeld. Aber da hat mir das Konzept nicht gefallen. Wir wollten nicht, dass die uns die Spieler wegholen und das war's dann. Es soll ein Geben und Nehmen sein. In den Gesprächen mit dem VfL klang das heraus."
Dass im Laufe der Kooperation auch mal Spieler vom SV Lippstadt zum Revierclub wechseln, ist durchaus angedacht. „Durch den kürzeren Draht nach Bochum können wir in solchen Fällen aber vielleicht auch mal sagen: Der braucht noch ein bisschen. Soll er erst noch in Lippstadt bleiben", erklärt Axel Hildebrandt, dem es ein Anliegen ist, die Spieler nicht zu früh enormem Druck auszusetzen. Lange Anfahrten zu den Trainingseinheiten und Spielen seien purer Stress, der erst ab einem gewissen Alter zu bewältigen sei. „Diese Spieler sind dann irgendwann verbrannt."
Testspiel gegen die erste Mannschaft?
Ganz pragmatisch wird die noch junge Zusammenarbeit zwischen den beiden Clubs übrigens bereits in der D-Jugend gelebt. Dort trainiert ein ehemaliger SVer, der jetzt beim VfL unter Vertrag steht, einmal in der Woche in Lippstadt, um die langen Trainingsanfahrten zu reduzieren.
Aber haben die Lippstädter denn keine Angst, dass der große VfL ihnen zu früh die Talente wegschnappt? „Wir können nicht verhindern, dass gute Spieler zu größeren Clubs wechseln. Dazu ist das System einfach zu transparent", sagt Hildebrandt, dem Brigitte Rühlemann beipflichtet: „Das ist aber in Ordnung, wir sehen uns schließlich als Ausbildungsverein."
Die Kooperation findet zwar vornehmlich im Nachwuchsbereich statt, doch SV-Präsident Thilo Altmann hat schon einige Ideen, wie man diese ausweiten kann: „Es gibt so viele Bochum-Fans in Lippstadt. Wir hatten schon die Bayern hier, oder Borussia Dortmund und Schalke 04. Aber der VfL Bochum als Testspielgegner für unsere Oberliga-Mannschaft - das wäre doch etwas."
Quelle: Der Patirot