Auswärtssieg mit Wow-Effekt

Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet beim Top-Titelfavoriten Wuppertaler SV feierte der SV Lippstadt seinen ersten Auswärtssieg. Das 4:3 vor über 1500 Zuschauern war kein Zufall, sondern Lohn für eine taktisch kluge und disziplinierte Vorstellung der Schwarz-Roten. Gegen den schwer verunsicherten Ex-Bundesligisten schlugen die Gäste eiskalt zu und führten zwischenzeitlich mit 4:1. „Ein hochverdienter Erfolg“, freute sich Cheftrainer Felix Bechtold.

Regionalliga West
Wuppertaler SV - SV Lippstadt 3:4 (0:1)

Den Lippstädtern merkte man in der IMS-Arena in Velbert nicht an, dass sie alle vier Auswärtsspiele verloren hatten. Mutig und entschlossen stellten sie sich dem Favoriten in den Weg. Drei Ecken in den ersten Minuten zeigten dem WSV gleich mal, dass der SV keineswegs gewillt war, die Punkte freiwillig abzugeben. Bei den Schwarz-Roten kehrte nicht nur Westphal ins Tor zurück (Balkenhoff fand sich auf der Tribüne wieder), auch Cirak und Temin standen in der Startelf, um die Defensive zu stabilisieren. Beide zeigten über die 90 Minuten eine starke Leistung und agierten praktisch fehlerlos. Auf der anderen Seite ein Wuppertaler SV, der nach den Pleiten in den Vorwochen verunsichert wirkte. Das nutzten die aggressiven Gäste schonungslos aus. Immer wieder brachte der Abstiegskandidat den Meisterschaftsaspiranten in arge Bedrängnis, oder die Gastgeber taten es selbst.

Der WSV besaß zwar die ersten Gelegenheiten durch Terrazzino (14./16.), aber das Tor fiel auf der anderen Seite. Niek Munsters schnappte sich nach einem schlampigen Abwehrverhalten der Bergischen den Ball und erzielte mit einem Flachschuss das 0:1 (23.). Dieser Treffer machte Wuppertal noch nervöser. Der SV Lippstadt übernahm langsam aber sicher die Kontrolle und verdiente sich den Vorsprung. Das 1:0 für den Außenseiter zur Pause ging in Ordnung.

Nach dem Wechsel wurde es wild. Wer einen Sturmlauf wütender Gastgeber erwartet hatte, lag falsch. Der Favorit war von der Rolle, und der Außenseiter schenkte weiter kräftig ein. Demirarslan stürmte von links in den Strafraum und erzielte mit einem platzierten Flachschuss das 0:2 (49.). Damit nicht genug: Kurz danach packte Örnek den Brasilianer aus, tanzte zwei, drei Wuppertaler leichtfüßig aus und jagte die Kugel zum 0:3 (55.) in die Maschen. Fast wäre Holtkamp mit einem Kopfball aus kurzer Distanz sogar das 0:4 gelungen. Bis Mitte der zweiten Halbzeit spielte nur der SV Lippstadt, viele Zuschauer verließen zu diesem frühen Zeitpunkt bereits das Stadion. Andere brüllten „Dogan raus“ oder „Aufhören“. Die Fans des WSV waren restlos bedient.

Daran änderte sich wenig, als Marceta auf 1:3 (64.) verkürzte. Die Gäste korrigierten diesen „Schönheitsfehler“ umgehend: Niek Munsters stellte mit seinem zweiten Treffer auf 1:4 (70.).

„Wir haben das heute als Mannschaft richtig gut gemacht“, jubelte der Holländer nach dem Abpfiff, „ich bin sehr glücklich über diesen Sieg und natürlich auch über meine zwei Tore.“ Für den Flügelstürmer steht fest: Mit dem ersten Auswärtserfolg ist der Knoten beim SV Lippstadt endgültig geplatzt. Zumindest gibt er das nötige Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben am Mittwoch im Westfalenpokal beim SC Neheim und am Samstag im Regionalliga-Heimspiel gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach.

Zu wünschen wäre es den Schwarz-Roten, die am Samstagnachmittag in allen Belangen überzeugten und sich zu hundert Prozent an die Vorgaben ihres Trainers hielten.

Na ja, abgesehen vielleicht von der Schlussphase, als sie es noch mal unnötig spannend machten. Das war nach Meinung von Felix Bechtold der Unerfahrenheit seines jungen Teams geschuldet. Nach einer Freistoß-Flanke verkürzte erneut Marceta auf 2:4 (78.) . Und auch in der letzten Aktion der Partie, einem Eckball, war Marceta zur Stelle und spitzelte die Kugel zum 3:4 (93.) ins Netz. Das war’s dann aber auch. Zusammen mit ihren mitgereisten Fans feierten die Lippstädter Kicker diesen enorm wichtigen Dreier.